Eltern und Kinder waren gleichermaßen geschockt, als vor wenigen Tagen die Meldung die Runde machte, Toys’R’Us sei pleite. Nach der letzten Übernahme hatte das Unternehmen mit Krediten zu kämpfen und damit, diese auch tatsächlich bedienen zu können. Der bekannteste Spielwarenhändler der Welt hat in den USA Antrag auf Gläubigerschutz gestellt. Betroffen sind in den USA mehr als 870 Filialen. Weltweit hat Toys’R’Us gar 1.600 Filialen. Weltweit sind mehr als 64.000 Menschen bei Toys’R’Us angestellt. Doch zumindest für Kunden aus Deutschland und Europa gibt es dabei auch gute Nachrichten: Denn die Filialen außerhalb der USA und Kanadas sind von der Insolvenz nicht betroffen.

Toys’R’Us ist insolvent: Wie geht es weiter?

Erst 2005 wurde die Spielzeug-Kette für mehr als sieben Milliarden US-Dollar übernommen und seither trägt Toys’R’Us einen hohen Schuldenberg mit sich herum. Ein Schuldenberg, der dem Unternehmen nun zum Verhängnis wurde. Vor allem auch die Online-Konkurrenz setzte dem Konzern dabei stark zu. Und das, obwohl Toys’R’Us selber auch im Internet seine Produkte anbietet. In den USA reiht sich der Spielzeug-Gigant damit in eine Reihe mit zahlreichen anderen Ketten: Bereits mehr als 12 Handelsketten haben in den USA im Jahr 2017 bereits einen Antrag auf Gläubigerschutz gestellt.

Bedeutet dies bereits das Ende für Toys’R’Us?

Eine Insolvenz wird in vielen Fällen direkt mit dem Ende eines Unternehmens in Verbindung gebracht. So war es zumindest auch beim deutschen Drogerie-Konzern Schlecker. Doch für Toys’R’Us muss die Insolvenz noch nicht das tatsächliche Ende bedeuten. Denn: Der Geschäftsbetrieb läuft vorerst ganz normal weiter – einzig die Verbindlichkeiten wie Kredite werden zur Zeit nicht bedient. Gut möglich ist es allerdings, dass einzelne Filialen, die kaum oder keinen Profit abwerfen, geschlossen werden. Doch auch dies betrifft die Filialen in Deutschland – zum aktuellen Zeitpunkt – nicht. Deutsche Kunden können bei Toys’R’Us also beruhigt weiterhin ihre Weihnachtseinkäufe erledigen und den Nachwuchs wie gewohnt mit Spielwaren aller Art versorgen.

Turbulenzen auf dem US-Börsenmarkt

In den USA hatte die Pleite von Toys’R’Us allerdings auch schon Auswirkungen auf andere Unternehmen. Hasbro und Mattel hatten Kurseinbrüche hinzunehmen. Wohl deswegen, weil Toys’R’Us ein wichtiger Abnehmer der produzierten Spielwaren ist und die Lieferungen an den Konzern bereits eingeschränkt wurden. Aus Angst, dass das von Charles Lazarus gegründete Unternehmen die Rechnungen nicht mehr bezahlen könne.

Wie hoch sind die Schulden von Toys’R’Us?

Toys’R’Us ist insolvent: Wie geht es weiter?Der angehäufte Schuldenberg von Toys’R’Us soll sich bei einer Summe von rund fünf Millarden US-Dollar bewegen. Mit dem Antrag auf Gläubigerschutz soll dabei vor allem der Versuch unternommen werden, die eigenen Lieferanten bezahlen zu können – auch in Hinblick auf das anstehende Weihnachtsgeschäft.

Probleme hatte Toys’R’Us gerade zuletzt vor allem durch Amazon. Der Online-Gigant setzte dem Spielzeuganbieter stark zu und konnte immer mehr Kunden für sich begeistern. Somit musste Toys’R’Us in den eigenen Filialen einen massiven Kundenrückgang hinnehmen.

Reorganisation statt Liquidation

Der Antrag auf Gläubigerschutz hat in den USA dabei keinesfalls das Ziel der Liquidation. Stattdessen sollen sich Unternehmen durch diese Maßnahme neu organisieren und ausrichten können. Denkbar wäre so zum Beispiel ein erneuter Start im Online-Geschäft, weniger im Filialbereich. Während dieser Phase haben Gläubiger keine Möglichkeit, Zwangsvollstreckungen durchzuführen und es können auch keine Ansprüche durchgesetzt werden.

Wie geht es für Toys’R’Us nun weiter?

Laut Medienberichten plant der Spielwarenhändler die Neuaufnahme eines Kredits von rund drei Milliarden US-Dollar. JP Morgan und andere Banken sollen das Geld bereitstellen, sodass Toys’R’Us vor allem das wichtige Weihnachtsgeschäft mitnehmen kann. Rund 40 Prozent des Jahresumsatzes werden alleine in dieser Zeit erwirtschaftet. Filialen und Online Shop bleiben somit geöffnet und wie Dave Brandon aus dem Toys’R’Us Vorstand mitteilte, freuen sich die Mitarbeiter darauf, „Freudestrahlen in die Gesichter der Kinder zu bringen.“

Auf lange Sicht hat das Unternehmen das Ziel, sich neu auszurichten und dabei sich am Markt effektiver zu positionieren. Auch der Online-Markt soll dabei weiter in den Fokus gerückt werden.

Was wird sich in Deutschland bei Toys’R’Us ändern?

Zunächst einmal dürfte sich in den deutschen Filialen von Toys’R’Us wenig ändern. Die Insolvenz betrifft die deutschen und allgemein die europäischen Filialen nicht, sondern bezieht sich einzig auf die Vereinigten Staaten und auf Kanada.

Und auch in diesen Ländern dürfte es für Toys’R’Us laut Experten wohl weitergehen. Vor allem, da der Anbieter einen wichtigen Punkt auf seiner Seite hat: Es handelt sich um den wohl wichtigsten Akteur in dieser Branche.

Einzelhändler setzen noch immer nicht ausreichend auf das Internet

Toys’R’Us ist insolvent: Wie geht es weiter?Einen Vorwurf, den man Toys’R’Us aber wohl machen kann: Der Online-Sektor wurde bisher zumeist vernachlässigt. Zwar gibt es einen Online Shop, doch der Fokus liegt nach wie vor auf den vielen Filialen. Und diese verursachen fortlaufend hohe Kosten. Nachdem vor zwei Jahren die Filiale auf dem New Yorker Times Square aufgrund der hohen Miete schließen musste, hat Toys’R’Us erst in diesem Jahr zeitweise wieder an ähnlicher Stelle eröffnet. Das sorgt natürlich für Aufmerksamkeit, nicht aber sofort für Umsätze und Einnahmen.

Und genau darauf dürfte es für Toys’R’Us aktuell wohl mehr denn je ankommen, damit das Unternehmen überhaupt noch eine Chance für die Zukunft hat.

Ver.di hat Angst um deutsche Filialen

Auch wenn Toys’R’Us in Deutschland vom Antrag auf Gläubigerschutz in den USA nicht betroffen ist, hat zumindest die Gewerkschaft Ver.di Angst um die Filialen in Deutschland. Vor allem die Läden in Sachsen-Anhalt könnten demnach betroffen sein – Toys’R’Us weist dies aber bislang klar zurück. Der Vorwurf von Ver.di: Es würde ein Konzept fehlen, Toys’R’Us in Deutschland weiterzuführen, nachdem das US-Unternehmen insolvent ist. Die Filialen aus Deutschland seien demnach auf das Geld aus den USA angewiesen. Zudem, so ein Sprecher der Gewerkschaft, würde sich Toys’R’Us in Deutschland bereits seit drei Jahren gegen einen Tarifvertrag zur Wehr setzen.

Von einem „soliden Business“ sprach hingegen eine Sprecherin der Spielzeugkette. Die Zahlungsfähigkeit der Filialen in Europa sei somit gewährleistet und die Probleme aus den USA hätten auf diese Läden keine Auswirkungen. Alleine in Deutschland gibt es mehr als 65 Filialen des Spielwaren-Händlers.

In Zukunft könnte sich daran dennoch etwas ändern. Und zwar dann, wenn Toys’R’Us erkennt, dass man sich verstärkt auf den Online-Handel fokussieren muss – um auch langfristig konkurrenzfähig sein zu können. Bis dahin ändert sich für die Kunden aus Deutschland aber nichts – und das ist gerade in Hinblick auf die anstehenden Weihnachtseinkäufe mehr als positiv.

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