Amazon hält für seine Prime-Abonnenten immer neue Vorteile bereit. Seit ein paar Wochen steht Prime-Kunden nun auch die Leseflat Prime Reading zur Verfügung. Neben Leihbibliothek und Kindle unlimited ist dies die dritte E-Book-Leseflat bei Amazon. Doch was versteckt sich hinter Prime Reading? Lohnt es sich als Leseratte, dafür Amazon-Prime-Kunde zu werden?

Prime Reading – was ist das?

Für einen Jahresbeitrag von 69€ im Jahr bzw. 8,99€ im Monat können Kunden bei Amazon zu Prime-Kunden werden und kommen damit in den Genuss verschiedener Vorteile, wie etwa Premium-Versand, kostenlose Streaming-Angebote mit Prime Video usw. Seit Kurzem steht Prime-Kunden nun auch Prime Reading offen. Dabei hat der Prime-Kunde kostenlosen Zugriff auf eine Auswahl von E-Books, E-Magazinen und Comics. Bis zu 10 Titel können gleichzeitig ausgeliehen werden. Wenn man ein weiteres E-Book über Prime Reading ausleihen möchte, muss man zuerst einen anderen Titel zurückgeben. Für Vielleser klingt das trotzdem verlockend, aber hält die Leseflat wirklich, was sie verspricht? Schauen wir am besten einmal genauer hin.

Amazon Prime Reading unter die Lupe genommen

Geht man als Nicht-Prime-Kunde auf die Prime-Startseite bei Amazon, findet man einen Überblick über die verschiedenen Serviceangebote, die die Premium-Mitgliedschaft beinhaltet. Prime Reading wird hier bisher zwar nicht aufgelistet, allerdings wird das Prime Reading bei den Hilfeseiten zur Prime-Mitgliedschaft unter dem Stichpunkt „Premium Zugriff auf Spezialangebote“ mit aufgezählt. Gibt man „Prime Reading“ in das Suchfeld von Amazon ein, kommt man auf eine kurze Werbeseite, auf der das Prime Reading in wenigen Sätzen erklärt wird: Als Prime-Mitglied bekommst Du demnach Zugriff auf „eine wechselnde Auswahl an Hunderten von E-Books, e-Magazinen, Comics, Kindle-Singles“ aus unterschiedlichen Genres, wobei kein Kindle-Endgerät benötigt wird, sondern die Kindle App das Prime Reading auch auf anderen Geräten möglich macht, wie etwa auf Android-Smartphones oder Apple-Tablets. Welche Titel beim Prime Reading verfügbar sind, verrät diese Seite allerdings nicht. Also machen wir uns weiter auf die Suche.

Welche E-Books kann man bei Prime Reading kostenlos lesen?

Will man als Nicht-Prime-Kunde vorab einen Blick in das Bücher-Angebot von Prime Reading werfen, bevor man sich vielleicht für eine Prime-Mitgliedschaft entscheidet, ist das nicht so einfach. Denn auch in der Amazon-Kategorienauswahl landet man über den Menüpunkt „Neu: Prime Reading“ auf der oben bereits genannten Prime-Reading-Werbeseite ohne Einblick in das tatsächliche E-Book-Angebot. Um als Nicht-Prime-Kunde zu sehen, welche E-Books derzeit fürs Prime-Reading verfügbar sind, muss man stattdessen die Kategorie „Kindle eBooks“ von Amazon anklicken. Im Menü auf der linken Seite des Kindle Shops kann relativ weit unten das Kästchen „Prime Reading Eligible“ (= „Für Prime Reading verfügbar“) angeklickt werden. Nun siehst Du auch als Nicht-Prime-Kunde eine Liste mit rund 500 Büchern, die für das Prime Reading derzeit verfügbar sind.

Sofort fallen die orangefarbenen Balken „Bestseller“ ins Auge. Das sieht doch vielversprechend aus! Doch beim genauen Hinsehen wird klar: Hierbei handelt es sich keineswegs um Bestseller von bekannten Bestsellerliste wie etwa von Spiegel oder Focus, sondern um Kindle-E-Book-Bestseller, die meistens nicht von renommierten Verlagen kommen, sondern von Selfpublisher-Autoren direkt bei Amazon veröffentlicht wurden. Das sagt zwar nichts über die Qualität der Bücher aus, aber man sollte es zumindest wissen. Dadurch liegt der Kaufpreis der meisten E-Books aus der Liste bei unter 5€, einen kostenlosen Zugriff auf Neuerscheinungen sucht man beim Prime Reading vergebens. Blättert man schließlich durch die 32 Prime-Reading-Angebotsseiten, finden sich dann doch einzelne Highlights: der Dauerbrenner „Harry Potter und der Stein der Weisen“ von Joanne K. Rowling, der ehemalige Spiegel-Bestseller „Schlagfertigkeitsqueen“ von Nicole Staudinger, „Anziehungskraft“ vom Shopping-Queen-Liebling Guido Maria Kretschmer oder der Klassiker „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada. Bis auf einzelne Ausnahmen wie Cay Rademacher, Karl Olsberg oder die oben genannten Autoren finden sich in der Liste jedoch überwiegend unbekannte Namen. Den Großteil machen eindeutig Publikationen der Amazon-Verlagslabel Amazon Crossing, Edition M sowie Tinte und Feder aus. Genres sind viele vertreten, z. B. Thriller, Nordseekrimis, Fantasy-Sagas und Liebesromane, wobei es sich oft um erste Titel von Reihen handelt. Ende August 2017 fällt die Ergebnisliste fürs Prime Reading folgendermaßen aus:

  • Belletristik (214)
  • Biografien & Erinnerungen (14)
  • Business & Karriere (9)
  • Börse & Geld (1)
  • Comics & Mangas (1)
  • Computer & Internet (4)
  • Erotik (1)
  • Esoterik (4)
  • Fachbücher (17)
  • Fantasy & Science Fiction (69)
  • Film, Kunst & Kultur (4)
  • Freizeit, Haus & Garten (5)
  • Geschenkbücher (2)
  • Jugendbücher (37)
  • Kinderbücher (35)
  • Kochen & Genießen (11)
  • Krimis & Thriller (91)
  • Lernen & Nachschlagen (5)
  • Liebesromane (157)
  • Naturwissenschaften & Technik (5)
  • Politik & Geschichte (17)
  • Ratgeber (39)
  • Reise & Abenteuer (28)
  • Religion & Glaube (4)
  • Sport & Fitness (5)
  • Fremdsprachige eBooks (69)

Ist man bereits Prime-Kunde und loggt sich bei Amazon ein, kann man über „Mein Prime“ auf die Prime-Reading-Seite kommen. Dort werden verschiedene Kategorien vorgestellt: Highlights, E-Magazine, Liebesromane, Kinderbücher etc. Unter anderem sind laut der Kategorien 30 Reiseführer und 28 Kinderbücher im Prime-Reading-Angebot enthalten. Richtig übersichtlich ist das Ganze jedoch nicht. Die 37 Jugendbücher findet man zum Beispiel nur über den Button „Stöbern im Katalog“, während E-Magazine und Comics dort wiederum nicht aufzufinden sind, sondern nur über die Kategorienseite. Nach manchen Schätzen muss man beim Prime Reading also etwas suchen.

In den USA, wo Prime Reading bereits seit 2016 verfügbar ist und Prime-Kunden aus rund 1.000 Titeln auswählen können, wechselt das Sortiment alle 3 Monate. Für Deutschland ist bisher kein fester Wechselturnus bekannt. Aber ein Titel, der über Prime Reading bei Amazon ausgeliehen wurde, soll vom Prime-Kunden auf jeden Fall auch dann noch gelesen werden können, wenn der Titel aus dem Prime-Reading-Angebot bereits verschwunden ist. Wenn die Amazon-Prime-Mitgliedschaft gekündigt wurde oder ausläuft, nachdem Du ein E-Book über Prime Reading ausgeliehen hast, kannst Du natürlich nicht mehr auf den Titel zugreifen.

Amazon Prime Reading unter die Lupe genommen

Welche Magazine und Comics sind fürs Prime Reading verfügbar?

Welche E-Magazine und Comics zum Prime-Reading-Angebot gehören, kann ohne Prime-Mitgliedschaft auch nach langer Suche auf der Website nicht eingesehen werden. Es findet sich auf den Hilfeseiten jedoch zumindest der Hinweis, dass E-Magazine nicht über den Kindle eReader ausleihbar sind.

Loggt man sich als Prime-Kunde ein und geht über „Mein Prime“ ins Prime Reading, finden sich auf der Kategorienübersicht sowohl die Kategorie E-Magazine als auch Comics & Mangas. Klickt man auf „Alle ansehen“, offenbaren sich 26 E-Magazine, die über Prime Reading kostenlos verfügbar sind. Das Angebot bei den Zeitschriften reicht von Digital Manufacturing und Clever reisen über Myself, ELLE, Girl, Mädchen und Tina Koch- und Backideen bis zu Kicker und Guitar.

In der Kategorie Comics & Mangas stehen insgesamt 40 Titel zur Verfügung, z. B. The Walking Dead, Star Wars, Attack on Titan, Captain America, Jessica Jones oder Ms. Marvel, wobei meistens nur der erste Teil der Reihen zu finden ist und viele Titel ausschließlich auf Englisch verfügbar sind. Im Gegensatz zu Comics sind Mangas im Prime-Reading-Angebot zumindest derzeit gar nicht auszumachen.

Wie leiht man ein E-Book oder E-Magazin über Prime Reading aus?

Das Ausleihen über Prime Reading ist in wenigen Schritten vollbracht:

  • Zum Kindle-Shop navigieren unter https://www.amazon.de/primereading
  • Einen Titel aus dem Prime-Reading-Angebot aussuchen
  • Die Detailseite des Titels aufrufen
  • Option zum kostenlosen Ausleihen mit Prime Reading und das entsprechende Kindle-Gerät oder die Kindle Lese-App auswählen

Kindle unlimited vs. Kindle Leihbücherei vs. Prime Reading

Mit Prime Reading erhöht Amazon die Anzahl seiner Leseflats auf drei. Doch was ist der genaue Unterschied? Braucht man Kindle unlimited noch, wenn man über die Prime-Mitgliedschaft Zugang zum Prime Reading und zur Leihbibliothek hat? Nachfolgend sind die Fakten kurz zusammengefasst.

Kindle unlimited – deutlich mehr Auswahl, dafür höherer Preis

Amazon Prime Reading unter die Lupe genommenDie Leseflat Kindle unlimited ist unabhängig von einer Prime-Mitgliedschaft und kostet 9,99€ im Monat. Die ersten 30 Tage kann der Service kostenlos getestet werden. Dabei hast Du Zugriff auf weit mehr als eine Million E-Books (davon rund 100.000 Titel auf Deutsch), unzählige E-Magazine und mehr als 2.000 Hörbücher, die mit der kostenlosen Kindle App auf allen Geräten zu lesen bzw. zu hören sind. Bis zu 10 Titel können mit Kindle unlimited gleichzeitig ausgeliehen werden. Wie beim Prime Reading stehen auch bei Kindle unlimited hauptsächlich E-Books von Selfpublishern bzw. unbekannteren Autoren zur Verfügung, wobei die Auswahl natürlich deutlich größer ist. Auf der anderen Seite profitiert man bei Kindle unlimited nicht von den anderen Vorteilen, die Prime bietet, wie etwa vom Premiumversand.

Kindle Leihbücherei – nur ein E-Book kostenlos, dafür mittlere Auswahl

Die Kindle Leihbücherei ist nur für Prime-Kunden verfügbar. In der Leihbücherei können Prime-Kunden kostenlos ein E-Book pro Monat ausleihen. Insgesamt stehen dafür über 56.000 Titel zur Auswahl (davon 10 fremdsprachige Titel), wieder hauptsächlich von unbekannten Autoren. Zwar sind alle Harry-Potter-Bände ausleihbar und laut Angaben von Amazon auch viele aktuelle und ehemalige Bestseller. Dabei ist aber nicht klar, ob es sich hierbei nicht um Kindle-E-Book-Bestseller statt um „echte“ Besteller handelt. Beim Durchblättern der ersten Angebotsseiten für die Leihbücherei fallen bis auf die Harry-Potter-Bände zumindest keine bekannten Namen auf. Für die Leihbücherei ist zudem ein Kindle-E-Book-Reader oder ein Fire Tablet notwendig, sonst kommt man an die Angebote gar nicht heran.

Fazit zum Prime Reading

Mit dem Prime Reading stockt Amazon die Vorteile für Prime-Kunden auf. Aus einer Auswahl von ca. 500 E-Books kann der Prime-Kunde bis zu 10 Titel gleichzeitig kostenlos ausleihen. Die Kindle Leihbücherei, in der man als Prime-Mitglied schon länger ein E-Book pro Monat aus einer Auswahl von rund 56.000 Titeln ausleihen kann, allerdings nur über ein Kindle-Gerät, bleibt dem Prime-Kunden zusätzlich erhalten. Die Kindle Leihbücherei und das Prime Reading unterscheiden sich dabei hauptsächlich in der Anzahl der zur Auswahl stehenden Bücher, in der Anzahl der monatlich kostenlos ausleihbaren Titel und durch die Möglichkeit, beim Prime Reading auch die Kindle App nutzen zu können. Prime Reading und Leihbücherei sind beide nicht unabhängig von Prime verfügbar.

Kindle unlimited kann auch von Nicht-Prime-Kunden gebucht werden. Die Leseflat kostet 9,90€ im Monat, also mehr als eine Prime-Mitgliedschaft inklusive Prime Reading und Kindle Leihbücherei. Allerdings stehen hier auch weit über eine Million E-Book-Titel zur Auswahl, davon allerdings nur rund 100.000 auf Deutsch.

Für alle drei Amazon-Leseflats gilt: Die auswählbaren Titel stammen fast ausschließlich von unbekannten Autoren bzw. Selfpublishern, in der Regel von Amazon-Labeln. Neuerscheinungen renommierter Verlage und z. B. aktuelle Spiegel-Besteller sind über die Flats nicht verfügbar. Deshalb sind alle drei Leseflats eher für experimentierfreudige Vielleser interessant, die gerne Neues entdecken und sich auch auf unbekannte Autoren einlassen möchten.

Aufgrund der geringen Titelauswahl von rund 500 E-Books sollte Prime Reading für Dich auf jeden Fall nicht den einzigen Grund darstellen, Dich für eine Prime-Mitgliedschaft zu entscheiden. Solltest Du wegen der vielen anderen Vorteile sowieso überlegen, eine Prime-Mitgliedschaft abzuschließen, ist das Prime Reading aber ein willkommener Bonus und für Leseratten vielleicht sogar das I-Tüpfelchen.

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