👨🏻‍⚕️🏥 Primärarztpflicht geplant: Bald nur noch zum Hausarzt, anstatt Facharzt?

Wer hier und da mal ein Wehwehchen hat, welches aber nicht von alleine verschwindet, wird in der Regel einen Arzt aufsuchen. Oftmals ist dann der erste Weg zum Hausarzt, der dann die Ursache klärt und gegebenenfalls eine Überweisung zum Facharzt überreicht.

Es gibt aber auch den anderen Pfad, der eingeschlagen werden kann. Wer sich selber sicher ist, was einem fehlt, versucht es direkt mit einem Besuch beim passenden Facharzt. Ob die Vermutung dann richtig oder falsch lag, entscheidet dann der jeweilige Arzt mit seiner Diagnose. Dieses Prozedere soll in Zukunft nicht mehr möglich sein, denn die Regierung plant eine Primärarztpflicht – Wir klären auf, was es damit auf sich hat.

Bald nur noch Hausarzt als erste Anlaufstelle?

Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist zu lesen, dass ein Primärarztsystem in Planung ist. Genauer gesagt soll dies bedeuten, dass grundsätzlich die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen der Hausarzt, bzw. Allgemeinmediziner sein soll, der dann die entsprechende Überweisung an den jeweiligen Facharzt übernimmt.

So kann man sich zum Beispiel mit Halsschmerzen nicht direkt zum Hals- Nasen- Ohrenarzt begeben, wenn die Diagnose auch durch einen Hausarzt erfolgen kann. Eine eigene Entscheidung einen Facharzt aufzusuchen soll dann nicht mehr möglich sein, bzw. nur in speziellen Fällen.

Kassenpatient oder Privatpatient – es wird unterschieden

Diese Regelung betrifft laut dem Vertrag aber erstmal nur die Kassenpatienten. Privatversicherte dürfen weiterhin die Entscheidung treffen, selber einen Facharzt aufzusuchen. Ebenso gilt dies für Frauen, die gezielt Frauenärzte aufsuchen müssen.

Ebenso gilt dies natürlich für Kinderärzte. Eltern müssen ihre Kinder also nicht erstmal zum Hausarzt bringen, damit eine Überweisung zum Kinderarzt erfolgt.

👨🏻‍⚕️🏥 Primärarztpflicht geplant: Bald nur noch zum Hausarzt, anstatt Facharzt?

Warum soll dieses System zur Ärztewahl überhaupt entstehen?

Grund für diese Primärarztpflicht ist, dass Fachärzte entlastet werden und auch um Patienten besser steuern zu können. Auch die Kosten spielen hier eine große Rolle. Gerade, wenn Menschen zu einem Facharzt gehen, obwohl ein Hausarzt die gleiche Diagnose stellen könnte, kostet dies den Krankenkassen mehr Geld und auch ein wichtiger Patientenplatz mit richtiger Diagnose geht oftmals verloren oder ein Besuch beim Facharzt ist mit einer langen Wartezeit verbunden.

Hausärzte sind zu wenig und könnten überlastet werden

Fernab, dass den Hausärzten nun deutlich mehr Menschen im Wartezimmer präsentiert werden, ist es schon lange bekannt, dass in Deutschland zu wenige Hausärzte vorhanden sind. Ende 2023 arbeiteten ca. 45.373 Ärzte und Deutschland, was umgerechnet ein Arzt auf 1.800 Einwohner bedeutet.

Mit dieser Änderung im System, könnte es sein, dass Hausärzte noch deutlicher an ihre Grenzen kommen können. Auch lukrativ ist das System nur bedingt bei den Ärzten, denn Hausärzte werden weiterhin mit einer Pauschale pro Patient bezahlt. Egal, wie lange die Diagnose gedauert hat. Gerade bei ländlichen Ärzten, die meist alleine in einer Gemeinde praktizieren, könnte, dies schnell zur Überlastung führen.

Dadurch zu unzureichende Diagnose möglich?

Um diesen neuen Ansturm von Patienten bewältigen zu können, kann es auch zu voreiligen Diagnosen kommen. Gegebenenfalls auch zu falschen Diagnosen. Auch werden Termine bei Hausärzten dann noch deutlich schwieriger.

Auch der Verwaltungsaufwand für die Hausärzte ist immens, denn diese arbeiten größtenteils nicht nur am Patienten, sondern haben zudem noch die Verwaltung nach der Diagnose zu erledigen. So kommt das Schreiben von Rezepten und Bescheinigungen hinzu. Aber auch die Abrechnung bei der Krankenkasse muss erledigt werden, was bei diesem System noch deutlich intensiver werden kann.

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Machtkampf zwischen Hausärzten und Patienten?

Klar, klafft hier eine große Wunde zwischen Patienten und auch den Hausärzten. Große Praxen werden problemlos die neuen Patienten aufnehmen können. Kleinere Praxen allerdings nicht. Auch kann der Gedanke aufkommen, dass es hier durch das Kassensystem (Kassenpatient und Privatpatient) eine Zweiklassengesellschaft verschärft wird.

Eine digitale Lösung ist geplant

Die Ärzte sollen Unterstützung von digitalen Systemen bekommen, die Symptome auswerten können und ebenso eine Empfehlung an den jeweiligen Facharzt aussprechen können. So sollen Diagnosen schneller gestellt werden können, was auch den Beigeschmack hat, dass es bei einigen Ärzten dann nur noch „Fließbandarbeit“ geben könnte?

Was haltet ihr von dieser Idee, bzw. der Regelung nur noch den Hausarzt als erste Anlaufstelle nehmen zu können?