ETFs mit Neobrokern besparen: Der günstige und smarte Weg zum Vermögensaufbau?

Die Geldanlage hat den Sprung vom Bankschalter in die Hosentasche geschafft. Früher verursachte eine Order an der Börse spürbare Gebühren. Heute genügt eine App, was Sparfüchse glücklich macht, denn die sogenannten Neobroker sind fast kostenlos.

Die Schwelle ist niedrig, das Versprechen groß und der digitale Finanzmarkt bietet Platz für alle vom Gelegenheitsinvestor bis zum ambitionierten Vermögensplaner. Gleichzeitig wächst mit der Einfachheit die Gefahr, sich zu sehr auf Technik zu verlassen und die eigene Strategie aus den Augen zu verlieren.

Genau an diesem Punkt entscheidet sich, ob Neobroker und ETFs zu Werkzeugen für klugen Vermögensaufbau oder bloß zu moderner Spielerei werden. Wir schauen im Folgenden näher auf diese spannende Entwicklung.

Digitale Broker sind im Alltag angekommen und verändern den Zugang zur Geldanlage

Neobroker arbeiten mit schlanken Strukturen, die klassische Filialnetze überflüssig machen. Kontoeröffnung, Identifizierung, Sparplananlage, Handel und Reporting erfolgen über eine Oberfläche, die bewusst einfach gestaltet ist. Das senkt Kosten und beschleunigt Abläufe. Einnahmen entstehen beispielsweise über Zinsen auf nicht investierte Guthaben, über pauschale Orderentgelte oder über Vergütungen aus Orderweiterleitungen, die in Europa derzeit regulatorisch überprüft werden. Dieses Geschäftsmodell erklärt, weshalb Sparpläne bereits mit kleinen Raten sinnvoll wirken und Depots häufig ohne laufende Grundgebühren auskommen.

Das Prinzip ähnelt dem Unterschied zwischen Taxi und Fahrdienst-App. Beide bringen das Ziel näher, doch die App macht es effizienter und meist günstiger. Genau das begeistert viele Anleger, vor allem jene, die keine Lust auf überfüllte Beratungsgespräche oder undurchsichtige Gebührenmodelle haben.

Hinter der glatten Nutzeroberfläche verbirgt sich eine technische Infrastruktur, die Handelsplätze, Banken und Zahlungsdienstleister in Echtzeit verknüpft. Das macht die Anbieter flexibel, allerdings auch anfällig für regulatorische Veränderungen, die sich bereits am Horizont abzeichnen.

Der Erfolg dieser Anbieter hängt auch von ihrer Benutzerfreundlichkeit ab. Übersichtliche Watchlists, teilbare Sparraten und eine intuitive Bedienung reduzieren den organisatorischen Aufwand. Anleger, die ihr Depot nicht als Hobby begreifen, schätzen diese Einfachheit. Allerdings ersetzt sie kein Grundwissen, Eigenverantwortung bleibt entscheidend.

ETFs dominieren in vielen Depots: Die Revolution im Sparverhalten?

ETFs bilden sogenannte Aktien-Indizes ab und folgen damit einer klaren Regel, bei der sie nicht auswählen, sondern den zugrundeliegenden Index abbilden. Diese Herangehensweise verändert die Art, wie Menschen investieren.

Der Verzicht auf aktives Wählen von Aktinen (Stockpicking) sorgt für eine die breite Streuung über Regionen und Branchen. Ein ETF auf einen Weltindex bündelt Hunderte bis Tausende Unternehmen, wodurch unternehmensspezifische Rückschläge an Gewicht verlieren. Dennoch bleibt das Marktrisiko bestehen, denn fällt der Gesamtmarkt, sinkt auch der Fonds.

Einzelaktien können glänzen, manchmal sogar blenden. Wer an die Zukunft digitaler Payments glaubt, kann zum Beispiel in PayPal-Aktien investieren. Der Gedanke ist nachvollziehbar, denn kaum ein Unternehmen steht so deutlich für diesen Trend. Doch in der Paypal-Geschichte fiel der Kurs schon des Öfteren stark und dies zeigt, wie riskant es sein kann, alles auf eine Karte zu setzen.

ETFs bieten in diesem Zusammenhang den überlegenen Ansatz, weil sie Hunderte solcher Unternehmen bündeln, darunter auch PayPal selbst und damit Verluste einzelner Werte durch Gewinne anderer ausgleichen.

Gerade dieses Beispiel macht deutlich, wie trügerisch scheinbar sichere Erfolgsgeschichten wirken können. Viele Anleger folgen Trends, weil sie hoffen, den richtigen Moment zu erwischen, ohne zu erkennen, wie unsicher solche Wetten tatsächlich sind. Ein breit gestreuter ETF sorgt dagegen für Stabilität, weil er nicht auf den Erfolg eines Unternehmens angewiesen ist, sondern auf die Dynamik ganzer Märkte.

Das ist keine Garantie gegen Verluste, aber ein Schutz vor übermäßiger Nervosität. Anleger, die auf Diversifikation setzen, bleiben gelassener, selbst wenn einzelne Branchen wackeln. So wird Geduld zur Taktik und langfristiges Denken zur stärksten Währung an der Börse.

Sparen ohne Haken klingt verlockend – oder gibt es doch negative Aspekte?

Die niedrigen Gebühren der Neobroker sind ein großer Pluspunkt, besonders bei kleinen Raten. Depotführung ist häufig kostenlos, Sparpläne kosten nur wenige Cent. Über Jahre hinweg ergibt das einen spürbaren Renditevorteil. Zusätzlich locken neue Anreize, die Sparen in den Alltag integrieren. Ein Beispiel ist das Saveback-Programm von Trade Republic. Jede Kartenzahlung erzeugt einen kleinen Bonus, der automatisch in einen Sparplan fließt. So wird Konsum unmerklich zur Investition.

Solche Programme wirken charmant, doch sie haben Grenzen. Cashback bleibt ein Bonus und kein Investment. Die Beträge sind überschaubar, die Bedingungen oft begrenzt. Trotzdem zeigen sie, wie geschickt Neobroker Verhalten lenken. Sie machen Sparen beiläufig und senken die psychologische Hürde, überhaupt anzufangen. Die Verbindung von Alltag und Geldanlage schafft Routine, ohne dass sie erzwungen wird.

Neben Trade Republic bieten einige Neobroker Services wie diese an und welche das sind, zeigt die folgende Tabelle.

Anbieter Wichtige Features Besonderheiten & Bedingungen
Trade Republic
  • 1 % Cashback („Saveback“) bei Kartenzahlungen, automatisch in Sparplan investiert
  • Round-Up-Funktion: Aufrunden von Zahlungen, Differenz wird investiert
  • Guthabenzinsen auf nicht investiertes Geld (aktuell 2 % p.a.)
  • Keine laufenden Kartengebühren für virtuelle Karte
  • Mindestinvestition in Sparpläne: 50 € pro Monat
  • Maximaler Cashback-Betrag: 15 € pro Monat
  • Bargeldabhebungen ab 100 € kostenfrei, darunter 1 € Gebühr
Trading 212
  • • „Spend & Invest“-Funktion: Cashback oder Round-Up-Beträge werden automatisch investiert
  • Integrierte Sparplanfunktion und App-Handel
  • Kostenloses Invest-Konto
  • Cashback bis ca. 15 € pro Monat
  • Aktivierung des Features erforderlich
  • Nur nutzbar mit Karte
Revolut
  • Bis zu 1 % Cashback je nach Mitgliedschaftsplan
  • Investieren in Aktien, ETFs und Krypto
  • Optionale Sparfunktionen mit Round-Up-Mechanismus
  • Cashback-Höhe abhängig vom Abo (0,1 bis 1 %)
  • Round-Up muss manuell aktiviert werden
  • Verfügbarkeit variiert nach Tarif
N26
  • Kombination aus Banking und Investment
  • Automatisierte Sparpläne ab 1 € monatlich
  • ETF-Investments direkt über die App
  • Kein klassischer Round-Up-Mechanismus
  • Fokus auf regelmäßige Sparraten
  • Kein Cashback-Investing
Vivid Money
  • Bis zu 25 % Cashback auf Partnerangebote
  • Möglichkeit, Cashback automatisch in Aktien oder ETFs zu investieren
  • Unterkonten („Pockets“) mit Sparfunktionen
  • Cashback nur bei Partnerhändlern
  • Maximaler Cashback-Betrag abhängig vom Abo
  • Keine klassische Round-Up-Funktion
W1TTY
  • 0,5 % bis 1 % Cashback auf Kartenzahlungen
  • Automatisches Investieren in Krypto oder Sparprodukte möglich
  • Cashback-Höhe variiert nach Karte
  • Fokus auf digital affine Zielgruppen
  • Kein ETF-Investing integriert
bunq
  • Automatische Spar-Sub-Accounts mit Zinsen
  • Round-Up auf den nächsten Euro und Investition in nachhaltige Projekte
  • Fokus auf grüne Investments („Easy Green“)
  • Round-Up investiert in Klimaprojekte statt Aktien
  • Fokus auf Nachhaltigkeit, nicht auf Rendite
  • Keine klassische Cashback-Funktion

Diese kleinen Anreize sind nützlich, ersetzen aber keine solide Strategie. Bedingungen, Limits und mögliche Änderungen durch den Anbieter sollten immer berücksichtigt werden. Cashback kann Anschub sein, aber kein Ersatz für Disziplin. Eine verlässliche Anlagestruktur entsteht aus Regelmäßigkeit, Kostentransparenz und klaren Zielen. Auf Dauer entscheidet nicht der Bonus, sondern die Beständigkeit.

Neue Regeln am Horizont – das Verbot von Payment for Order Flow kommt

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In der Europäischen Union werden Vergütungen für Orderweiterleitungen stark eingeschränkt. Der Grund liegt im Wunsch nach mehr Transparenz und Unabhängigkeit bei der Orderausführung und für einige Neobroker bedeutet das tiefgreifende Umstellungen.

Zusätzliche Gebühren, veränderte Konditionen oder neue Geschäftsmodelle sind die logische Folge. Anleger sollten sich daher bewusst sein, dass die Ära der kostenlosen Orders bald enden könnte. Gleichzeitig bietet diese Reform die Chance auf ein faires und nachvollziehbares Preissystem.

Das geplante Verbot ist ein Wendepunkt für viele Anbieter. Unternehmen, die stark von solchen Zahlungen abhängen, müssen ihre Einnahmequellen diversifizieren. Einige experimentieren bereits mit Premiumdiensten oder Zinsmodellen, um den Wegfall zu kompensieren. Andere nutzen die Situation, um ihre Abläufe transparenter zu gestalten. Letztlich ist dieser Wandel auch eine Reifeprüfung für den Markt, der zeigen muss, ob er ohne Subventionen durch Dritte bestehen kann.

Sicherheit durch Struktur und Wissen

Neobroker unterliegen der Aufsicht der Finanzbehörden, Kundengelder werden getrennt verwahrt und moderne Sicherheitsmechanismen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung sind Standard. Diese Systeme bieten Schutz auf technischer Ebene. Doch Sicherheit ist mehr als Technik. Häufige Depotsichtungen oder spontane Reaktionen auf Kursbewegungen gefährden den Erfolg oft stärker als äußere Risiken. Eine gute Anlage braucht klare Regeln für Raten, Zeiträume und Anpassungen, damit emotionale Entscheidungen keine Chance haben.

Viele unterschätzen, wie stark Psychologie das Anlegerverhalten prägt und dabei passieren viele Fehler. Ständige Kurskontrollen führen leicht zu hektischem Handeln. Es hilft, sich feste Zeitpunkte zu setzen und das Depot nur dann zu prüfen, wenn es wirklich nötig ist. Sicherheit bedeutet, einem Plan zu folgen, nicht jedem Impuls.

Ein erfolgreicher Sparplan beginnt mit einer passenden Auswahl. Globale Indizes bilden die Basis, thematische Fonds können zusätzliche Akzente setzen. Wichtige Kennzahlen sind die laufende Kostenquote, das Fondsvolumen, die Replikationsmethode und die Ausschüttungspolitik. Eine Kombination mehrerer ETFs kann sinnvoll sein, solange Überschneidungen vermieden werden. So bleibt die Streuung breit und das Risiko überschaubar.

Das Prinzip des Durchschnittskosteneffekts entfaltet seine Wirkung über die Zeit. Durch regelmäßige Käufe werden Schwankungen geglättet, ohne dass man sie vorhersagen muss. Anleger profitieren automatisch von günstigeren Kursen in schwachen Phasen. Dieser Effekt wirkt unscheinbar, ist aber mathematisch mächtig. Geduld wird dadurch zu einem messbaren Vorteil.

Wie genau der dieser Effekt wirkt, erklärt das folgende Video:

Ausblick: Mit Kompass und klarem Kurs zum Anlageerfolg

Neobroker und ETFs haben die Geldanlage neu definiert. Niedrige Kosten, einfache Bedienung und breite Streuung schaffen einen modernen Standard für den Vermögensaufbau. EU-Regulierungen verändern derzeit die Details, doch die Grundidee bleibt stabil und ist selbstbestimmt, günstig und transparent zu investieren. Geduld und Kontinuität werden zum Schlüssel, nicht die Jagd nach schnellen Gewinnen.

Vertrauen spielt dabei eine zentrale Rolle. In die eigene Strategie, in die Funktionsweise der Märkte und in die Zeit, die man der Entwicklung lässt. Geldanlage bedeutet Planung, nicht Reaktion. Wer das verinnerlicht, entzieht sich dem ständigen Lärm der Kurse und baut Schritt für Schritt finanzielle Stabilität auf.

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