Die Deutsche Bahn hat im Tarifstreit mit der Lokführergewerkschaft GDL ein neues Angebot vorgelegt. "Wir wollen eine weitere Eskalation vermeiden", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler in Berlin. Er erwarte aber im Gegenzug, dass die GDL jetzt an den Verhandlungstisch zurückkehre.

In dem Angebot geht die Bahn auf eine zentrale Forderung der GDL in den Tarifverhandlungen ein – nämlich, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich reduzieren können. Die DB bietet an, das ab 2026 für 37 statt 38 Wochenstunden möglich zu machen. Dieses Angebot liegt aber unter der Forderung der GDL.

Seiler zufolge bekommen Beschäftigte, die sich gegen die eine Stunde weniger Arbeit entscheiden, 2,7 Prozent mehr Geld. Dieses Modell richtet sich an Lokführer und das Zugpersonal.

Die GDL gab an, man wolle sich zunächst nicht auf das neue Angebot äußern und es erst prüfen. Man werde das "Angebot bewerten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden", verkündete die Gewerkschaft am Freitag und verwies auf Tarifabschlüsse mit weiteren, kleineren Transportunternehmen. Im Laufe der Woche habe man sich mit zehn Unternehmen auf eine 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter ohne Entgeltkürzung sowie Entgelterhöhungen und Inflationsausgleichsprämien geeinigt.

Die Bahn und die GDL befinden sich seit Anfang November im Tarifkonflikt. Die GDL erklärte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert und rief zu zwei Warnstreiks auf.

GDL fordert Reduzierung auf 35 Stunden

Nach einer Urabstimmung unter den Mitgliedern über unbefristete Streiks wurde zuletzt drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt. Im Personenverkehr führten die Streiks zu Tausenden Zugausfällen, im Güterverkehr für lange Rückstaus.

Vor einer Woche hatte GDL-Chef Claus Weselsky angedroht, erneut und länger zum Streik aufzurufen, sollte die Bahn kein Angebot vorlegen, in dem auch eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich enthalten ist. Der Tarifkonflikt drehte sich zuletzt nahezu ausschließlich um diese Gewerkschaftsforderung.

Die GDL will in den Verhandlungen erreichen, dass die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich reduziert wird. Die Bahn wies diese Forderung bislang zurück und bezeichnete sie als unerfüllbar. Der Konzern argumentiert, dass bei weniger Arbeitszeit mehr Personal nötig sei – das sei aber auf dem angespannten Arbeitsmarkt nicht zu finden. Die GDL wiederum sieht in weniger Arbeitszeit eine geeignete Maßnahme, um die Berufe bei der Bahn attraktiver zu machen.

Neben reduzierter Arbeitszeit verlangt die Gewerkschaft 555 Euro monatlich mehr sowie einmalig eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro.