Eine kleine Kiste soll das Surfen im Internet anonym machen, die Privatsphäre der Nutzer schützen und unerwünschte Werbung aussperren. eBlocker heißt die Box, die Nutzer einfach an ihren Router stöpseln. Je nach Modell kostet sie mindestens 199 Euro. Der Schnelltest zeigt die Stärken und Schwächen.
Anonym zu bleiben ist schwer
Nutzer, die sich anonym oder ohne lästige Werbung durchs Internet bewegen wollen, haben es schwer. Zwar können Internetbrowser und deren Zusatzprogramme (Plugins) Werbung blockieren und Verfolgercookies aussperren. Etwa der Cliqz-Browser Zum Schnelltest. Doch die Programme müssen stets auf jedem verwendeten Endgerät, wie Tablet, Smartphone oder Notebook installiert sein und zudem auf dem aktuellen Stand der Technik arbeiten. Eine einfachere Lösung verspricht der eBlocker.
Ein kleiner Rechner am Router
Der eBlocker ist eine kleine Box, die Nutzer an ihren Router anschließen und die ab sofort Werbung und Tracking-Cookies aussperren und den Nutzer im Netz anonym erscheinen lassen soll. Er basiert auf einer Variante des Kleinstrechners Raspberry Pi. Unsere Tester haben den eBlocker ausprobiert. Die Installation klappte denkbar einfach: Der Nutzer verbindet den eBlocker per mitgeliefertem Netzwerkkabel mit einem freien Netzwerkanschluss am Router. Nach ein paar Minuten kann er dann über einen beliebigen Browser über das Heimnetzwerk auf das Einstellungsmenü des eBlockers zugreifen und weitere Einstellungen vornehmen. Anschließend funktioniert der eBlocker für jedes Gerät, das mit dem Router verbunden ist.
Eine neue Leiste im Browser
Anonymes Surfen garantiert? Nicht ganz
Ein wichtiges Instrument, um den Internetsurfer im Netz zu anonymisieren, ist die Verschleierung der IP-Adresse. Das realisieren die Macher des eBlockers mit dem bekannten Tor-Netzwerk. Das ist ein Netzwerk, bei dem der Nutzer verschlüsselt über verschiedene Server umgeleitet wird, bevor seine Anfrage – etwa der Aufruf einer Webseite – beim eigentlichen Ziel ankommt. „Anon-Funktion“ heißt das im eBlocker. Der eBlocker suggeriert hier aber nur Sicherheit. Denn: Wer seine IP-Adresse per Tor-Netzwerk verschleiern will, muss im Browser so genannte Javascripts deaktivieren. Nur dann ist der Nutzer vor Webseiten geschützt, die Javascript-Funktionen einbinden, welche die Anonymisierung durch das Tor-Netzwerk aufheben. Der eBlocker benötigt für seine Funktion aber gerade jene Javascripts. Eine vollständige Anonymsierung der IP-Adresse ist also nicht möglich. Viele Webseiten lassen sich zudem ohne aktiviertes Javascript nur eingeschränkt oder gar nicht anzeigen, so dass der Nutzer ohne Javascript in seiner Surferfahrung eingeschränkt wird. Auch weitere Daten, die der Nutzer beim Surfen über sich und sein Endgerät preisgibt, blockiert der eBlocker nicht vollständig. Zum Vergleich: Der Firefox-Browser hat in der Einstellung „Sicheres Surfen“ damit keine Probleme.
eBlocker maskiert den Rechner des Nutzers
Der eBlocker bietet noch eine weitere Möglichkeit, um die Identität des Internetnutzers zu verschleiern. Sie heißt „Cloaking“. Dabei werden bestimmte Informationen, die Internetsurfer von sich preisgeben, durch andere Informationen überschrieben. Ein Beispiel: Der Nutzer sendet beim Ansurfen einer Webseite, dass er mit einem Android-Smartphone surft. Der eBlocker kann diese Information so verändern, dass der Webseitenbetreiber denkt, der Nutzer surfe mit einem Windows-Computer. Cloaking soll unter anderem davor schützen, dass Online-Shopper je nach Endgerät oder etwa Standort unterschiedliche Preise angezeigt bekommen, so genanntes „Dynamic Pricing“. Das Thema wurde unter anderem auf der Verbraucherschutzministerkonferenz im April dieses Jahres diskutiert: Verdeckte Preisaufschläge? Personalisierte Preisgestaltung in der Kritik. Die Gerätemaskierung trägt aber auch dazu bei, den digitalen Fingerabdruck, den jeder Internetnutzer hinterlässt, zu verfremden. Mit dem eBlocker klappte die Gerätemaskierung ohne Probleme.
Nicht alle Tracking-Cookies und Werbeanzeigen werden blockiert
Tracking-Cookies, die den Nutzer beim Surfen verfolgen und sein Verhalten aufzeichnen, soll der eBlocker genauso bekämpfen wie Werbeanzeigen. Im Test klappte beides mäßig. Zwar erkennt der eBlocker durchaus eine gewisse Anzahl der unerwünschten Cookies oder Inhalte, aber bei weitem nicht alle. Im Test waren es gut 60 Prozent. Auch das Abspeichern von Cookies soll der eBlocker verhindern. In 80 Prozent der Fälle ist dies auch gelungen. Sinnvolle Cookies, die für die Funktion einer Webseite benötigt werden, blockiert der eBlocker sinnvollerweise nicht. Dazu zählen etwa Cookies, die im Onlineshop den Bestand des Warenkorbs abspeichern. Cookies, die nur für die Auswertung des Nutzerverhaltens gespeichert werden, hingegen schon.
Mit eBlocker deutlich schneller durchs Netz
Ein positiver Nebeneffekt: Mit dem eBlocker werden Internetseiten zum Teil deutlich schneller angezeigt, weil nur die Inhalte, nicht aber die Werbung geladen wird. Die Stiftung Warentest hat im Test eine Geschwindigkeitssteigerung von zirka 30 Prozent gemessen. Die erreichen Nutzer freilich nur, wenn die Anonymisierungsfunktion über das Tor-Netzwerk deaktiviert ist. Mit aktivierter Anon-Funktion surfen Nutzer deutlich langsamer als ohne die Funktion. Hier hängt die Geschwindigkeit auch immer davon ab, wie stark das Tor-Netzwerk gerade ausgelastet ist und über welche Server der Nutzer jeweils geleitet wird.
Verschiedenen Preis- und Lizenzmodelle
Den eBlocker gibt es derzeit in zwei Versionen. In der „Pro“-Version kostet er 199 Euro inklusive einem Jahr lang täglicher Updates. Diese Updates kosten ab dem zweiten Jahr 59 Euro pro Jahr. Bei der Familienversion „Family“ sind im Preis von 399 Euro für das Vorserienmodell bereits lebenslange Updates inklusive. Für einen Sonderpreis von 359 Euro können Nutzer die aktuelle Serie vorbestellen. Sie bietet ebenfalls lebenslange Updates und außerdem ein neues Design und eine WLan-Antenne. Lieferbar soll sie ab Ende Juli sein.
Viele Funktionen werden noch nachgerüstet
Für den eBlocker Family sollen im vierten Quartal viele zusätzliche Funktionen bereitgestellt werden, unter anderem ein Jugendschutzfilter. Auch soll es möglich sein, individuelle Einstellungen für bis zu zehn unterschiedliche Nutzer vorzunehmen. Die Stiftung Warentest konnte diese Funktionen logischerweise noch nicht testen. Besitzer der beliebten FritzBox 7490 Testsieger im Routertest aus 2014 sollten zudem wissen, dass der eBlocker mit diesem Router in den automatischen Einstellungen nicht reibungslos funktioniert. Laut eBlocker liegt das Problem beim Router, ein Kontakt zum Anbieter AVM bestünde bereits. Im Nutzerforum beschreiben die Anbieter, welche manuellen Einstellungen Nutzer wählen müssen, damit alles reibungslos klappt Zur Beschreibung. Andere FritzBoxen seien nicht betroffen.
Das Fazit: Nachbesserungen erwünscht
Der eBlocker ist noch kein ganz fertiges Produkt. Das zeigt nicht zuletzt die Anzahl der angekündigten Zusatzfunktionen, die noch nicht umgesetzt sind. Viele dieser Funktionen wären bereits zur Markteinführung des Produktes wünschenswert. Wer sich komplett unsichtbar durchs Netz bewegen will, kann sich nicht allein auf den eBlocker verlassen. Der Schutz vor Trackingcookies und Werbung sollte höher, die Anonymisierungsfunktionen stärker sein. So bleibt der eBlocker bisher ein recht teures Produkt mit eingeschränktem Nutzen. Die Idee hinter dem eBlocker ist hingegen sympathisch und gut, daher sind Nachbesserungen eindeutig erwünscht.
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Kommentarliste
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Der eBlocker ist zwar nicht mehr kommerziell da, läuft aber dafür als OpenSouce Community Projekt weiter und die Software kann jetzt kostenlos runtergeladen werden und als Kosten gibt es nur noch die Kosten für den Erwerb eines Raspberry Pi auf dem man die Software laufen lässt (rund 50€). Und die Updates sind jetzt kostenlos und sowohl für die DIY-Modelle mit Raspberry Pi als auch für die kommerziellen Projekte veerfügbar. Die wenigen Kosten die trotzallem entstehen werden laut der eBlocker Website durch Spenden gedeckt.
Kurzes Update für alle die diesen Artikel nochmals lesen.
Soweit ich das ersehen kann ist Verkauf und Support vom eBlocker eingestellt, alle Mitarbeiter entlassen und Büro geschlossen.
Ich habe mir eblocker pro gekauft und habe Hoffnung das dieser nach gewisser Zeit der Entwicklung von test.de überprüft wird - auch im Vergleich zu anderen Systemen und Geräten.
Mein derzeitiges Fazit: GUT. Ich habe positive Erwartungen für die künftige SoftwareEntwicklung von eBlocker.
Es gibt auch einen sehr guten kostenlosen werbeblocker. Adblock plus ist der Name. Also was soll der noch in der Entwicklung befindliche KOSTENPFLICHTIGE Werbeblocker
MITM
Content Injection
XSS possibilities
The list goes on
ref:
https://equk.co.uk/2016/02/14/eblocker-kickstarter/
was passiert mit Internet-Banking ?