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Bürgergeld steigt 2024 um zwölf Prozent – Lohnt es sich noch arbeiten zu gehen?

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Wegen einer kräftigen Bürgergelderhöhung im Jahr 2024 werden jetzt Kritiker laut, die behaupten: So gebe es nächstes Jahr keinen Anreiz arbeiten zu gehen. Aber stimmt das?

Berlin - Die Töne in der Debatte um das Bürgergeld verschärften sich zuletzt. Die Hart-IV-Nachfolger-Zahlung soll 2024 mehr werden. Der Regelsatz wird um rund zwölf Prozent steigen. Aus der Opposition hört man laute Kritik: Seine Partei wolle „das Bürgergeld in dieser Form wieder abschaffen und durch ein anderes Modell ersetzen“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann der Bild-Zeitung am Montag. Ziel müsse es sein, dass arbeitsfähige Menschen auch wirklich arbeiten müssten.

Bürgergeld-Antrag: Ab 2024 gibt es zwölf Prozent mehr.
Bürgergeld-Antrag: Ab 2024 gibt es zwölf Prozent mehr. © Hanno Bode/Imago

Immer häufiger wird jetzt kritisiert, dass das Bürgergeld so hoch werde, dass es keinen Anreiz mehr gebe arbeiten zu gehen. Das ist jedoch falsch, ergab eine Berechnung vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) für das ARD-Magazin Monitor. Das Ergebnis der Berechnung: Einkommen von Erwerbstätigen mit Mindestlohn sind immer noch deutlich höher als das Bürgergeld.

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Wer für Mindestlohn arbeitet, bekommt mehr als das Bürgergeld

Bei Alleinstehenden, die in Vollzeit für den Mindestlohn arbeiten, sind es im Durchschnitt 532 Euro mehr, bei Familien mit drei Kindern und Mindestlohn sind es zwischen 429 und 771 Euro mehr - abhängig vom Alter der Kinder. Das liegt auch daran, dass Erwerbszweige, die mit dem Mindestlohn bezahlt werden, Ansprüche auf unterschiedliche Hilfszahlungen haben. Zum Beispiel auf Wohngeld oder einen Kinderzuschlag. Außerdem haben sie einen größeren Freibetrag bei ihrem Erwerbseinkommen.

Das WSI hat für ihre Berechnung acht unterschiedliche Haushalt-Konstellationen untersucht, in denen eine Person für Mindestlohn arbeitet. Verglichen wurden diese Haushalte mit Bedarfsgemeinschaften, die Bürgergeld beziehen, in denen niemand arbeiten geht. „Wir haben festgestellt, dass man in allen diesen denkbaren Konstellationen mehr Geld hat, wenn man arbeitet, und dass der Abstand teils auch sehr deutlich ist“, sagt Bettina Kohlrausch, Direktorin am WSI dem ARD-Magazin Monitor.

Wegen Inflation: Bürgergeld steigt 2024 um zwölf Prozent

Das Bürgergeld steigt nächstes Jahr stark, weil es an die Entwicklung der Inflation gekoppelt ist. Wenn die Inflation aber 2024 wieder sinke, werde die darauf folgende Bürgergelderhöhung „relativ mickrig sein“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Montag in der ARD-Sendung „hart aber fair“.

Außerdem warnte er davor, nächstes Jahr einfach den Job aufzugeben, um Bürgergeld zu beziehen: „Jemand, der so bescheuert ist, wegen des Bürgergeldes zu kündigen, der bekommt erstmal kein Bürgergeld, der kriegt erst einmal eine Sperre beim Arbeitslosengeld“, sagte der SPD-Politiker. Das Bürgergeld sei kein bedingungsloses Grundeinkommen. Man müsse bedürftig sein. Wer dann nicht mitwirke, dem könnten auch Leistungen bis 30 Prozent gekürzt werden. (mit Material der dpa)

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