Testfazit

Testnote

1,8

gut

"Halo Infinite" ist zweifellos ein gelungener Ableger der beliebten Shooter-Serie. Allerdings stolpert der Master Chief beinahe über das schwache Design der offenen Spielwelt – Zeta Halo mangelt es an Originalität und den Missionen an Kreativität. Einsteiger haben es aufgrund der fehlenden Hintergrundinformationen schwer, ins Spiel zu finden. Haben Sie diese Hürden aber überwunden, erwarten Sie in "Halo Infinite" unzählige rassige Kämpfe. Dank abwechslungsreichem Inventar, Ausrüstungsgegenständen und Fahrzeugen bietet das Abenteuer enorme Tiefe und spielt sich dabei einfach herausragend. Die Mehrspieler-Optionen unterstreichen diesen positiven Trend, Entwickler 343 Industries passt sie jedoch in den kommenden Wochen und Monaten noch stark an. Bislang stimmen hier aber Umfang und Spielbarkeit. Dazu erhalten Interessierte dank des Gratis-Konzepts eine Chance, sich mit "Halo Infinite" anzufreunden.

Pro
  • Sehr gute Präsentation
  • Starker Soundtrack
  • Clever agierende Computer-Gegner, speziell Bosse und Spartan-Killer
  • Ausgezeichnete Steuerung
  • Umfangreiches Waffenarsenal und handliche Hilfsmittel
  • Gelungener Mehrspielermodus
Kontra
  • Spröde offene Spielwelt
  • Langweilige Nebenmissionen
  • Keine Story-Rückblenden für Einsteiger
  • Koop-Kampagne ist nicht zum Start verfügbar
Die über sechsjährige Entwicklung von "Halo Infinite" verlief alles andere als reibungslos. Eigentlich hätte das Actionspiel bereits zum Start von Xbox Series X/S im Winter 2020 auf den Markt kommen sollen. Doch die ersten Spielszenen im Rahmen des Xbox Games Showcases im Sommer 2020 entwickelten sich für Microsoft und Entwickler 343 Industries zum Fiasko: Die eigentlich treue Fan-Gemeinde war alles andere als begeistert über das gezeigte Material. Vor allem die schwache Grafik stieß Anhängern und Presse übel auf.
Halo Infinite
Manchmal benötigt auch der Master Chief Hilfe: Mit einem Geschütz schaltet der Science-Fiction-Held Horden von Verbannten aus.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma
Gleich mehrere Verschiebungen später erschien "Halo Infinite" nun am 8. Dezember 2021 für PC, Xbox Series X/S und Xbox One. Für Abonnenten des Xbox Game Pass ist das Spiel seit dem Start verfügbar. Das neue "Halo" erschien in zwei Teilen: Kampagne und kostenloser Mehrspielermodus. Die versprochene Koop-Kampagne kommt erst 2022. Auf den ersten Blick mutet "Halo Infinite" wie ein ziemliches Durcheinander an. Im Test findet der Science-Fiction-Shooter zurück zu alter Stärke, offenbart aber auch neue Problemfelder.
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S

pannende Story – aber nichts für Neulinge!

Die Einzelspieler-Kampagne von "Halo Infinite" spielt 18 Monate nach den Geschehnissen des Vorgängers "Halo: Guardians". Was dazwischen passiert ist, erfahren Sie aber erst bruchstückhaft im Verlauf der Geschichte. Auch fehlt es dem Titel leider an einem Rückblick, sodass neue Spieler Probleme haben dürften, den Plot nachzuvollziehen. Das neue "Halo" startet fulminant: Der legendäre Master Chief kämpft heldenhaft gegen die Übermacht der Verbannten. Deren Anführer Escharum besiegt den "Halo"-Helden aber und schleudert ihn in den Weltraum hinaus. Glücklicherweise klaubt der sogenannte Pilot den Chief auf, sodass dieser den Kampf mit den Verbannten auf Zeta Halo wieder aufnimmt.
Halo Infinite
Die Gegner agieren in "Halo Infinite" clever und fordern Spielerinnen und Spieler mit unterschiedlichen Eigenschaften selbst auf den niedrigen Schwierigkeitsstufen.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma
So explosiv der Anfang der Geschichte auch sein mag, so sehr mangelt es in den ersten Spielstunden an einem klaren roten Faden. Erst mit fortlaufender Spielzeit fügen sich die Teile langsam zusammen. Neben dem Piloten steht dem Master Chief die Computer-KI "die Waffe" zur Seite. Die virtuelle Helferin gibt sich betont redselig und bringt etwas Humor ins Spiel. Gemeinsam wollen die Drei die Menschheit retten und obendrein ergründen, was etwa mit Cortana – der aus den Vorgängerspielen bekannten KI und Partnerin des Master Chiefs – geschah.
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Open World aus der Konserve

Waren frühere "Halo"-Teile weitestgehend linear, präsentiert 343 Industries "Infinite" als Open-World-Spiel. Zeta Halo besitzt mehrere Bereiche, die Sie frei bereisen und in denen Sie verschiedene Haupt- und Nebenmissionen in Ihrem eigenen Tempo meistern dürfen. Das Problem: Die Spielwelt sieht zwar hübsch aus, wirkt aber leblos. Die eingebauten Aufgaben sind leider altbekannt: Sie erobern beispielsweise Vorposten, suchen Sammelgegenstände wie Upgrade-Kerne oder retten UNSC-Truppen vor den Verbannten.
Halo Infinite
"Halo Infinite" ist trotz seiner offenen Spielwelt ein geradliniger Shooter, in dem die Action klar im Vordergrund steht.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma
Bewältigen Sie Nebenmissionen, erhalten Sie Tapferkeit und schalten in eroberten Vorposten Fahrzeuge oder Unterstützung durch Computer-Soldaten frei. Wirklich notwendig oder gar aufregend sind diese Funktionen allerdings nicht. Zudem fehlen "Halo Infinite" schlicht spannende Charaktere und Möglichkeiten abseits der Kampagne. Das Erforschen von Zeta Halo fühlt sich daher unbefriedigend und ereignislos an.
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Erstklassiger Ego-Shooter

Glücklicherweise trumpft "Halo Infinite" aber in den Hauptmissionen – und vor allem beim eigentlichen Shooter-Gameplay – groß auf. Das Actionspiel sieht klasse aus und liefert hitzige Gefechte im Minutentakt. Die Steuerung erweist sich als angenehm direkt, die ausgesprochen clever agierenden Computer-Gegner fordern selbst auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden. Speziell zum Knacken der Bosse oder der ranghohen Spartan-Killer benötigen Sie immer wieder eine eigene Strategie. Wie schon in den Vorgängern tragen Sie in "Halo Infinite" maximal zwei Waffen gleichzeitig und wechseln diese in den ausufernden Kämpfen häufig aufgrund von Munitionsmangel.
Halo Infinite
Fahrzeuge wie der Ghost sind bisweilen arg übermächtig und erleichtern das Säubern von Vorposten spürbar.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma
Das Arsenal reicht von Scharfschützengewehren bis hin zu Raketenwerfern und Mörserkanonen. Dazu ergänzt der umfangreiche Einsatz verschiedener Granatentypen das Geschehen ausgezeichnet. Im Spielverlauf erhalten Sie Zugriff auf Hilfsmittel, etwa den Greifhaken oder eine positionierbare Energiebarriere. Diese Gegenstände fügen sich klasse ein und sorgen für mehr Tiefe im Kampf. Mit dem Greifhaken ziehen Sie sich etwa an Gegner heran oder wechseln schnell die Position. Alle Ausrüstungsgegenstände rüsten Sie obendrein mit den versteckten Kernen auf und schalten so neue Fähigkeiten frei. Für den Greifhaken etwa gibt es ein Elektro-Upgrade, mit dem Sie Feinde kurzzeitig betäuben.
"Halo Infinite" bietet mehr Möglichkeiten als die Vorgänger, bewahrt aber deren grandiose Spielbarkeit und erweitert sie um tolles Treffer-Feedback. Trotz linearer Missionen sind die Kämpfe selbst taktisch und fordernd. Das hebt den Shooter merklich von der Konkurrenz ab und entschädigt für die spröde offene Spielwelt.
Halo Infinite
Das Waffenarsenal ist mit über 20 Pistolen und Kanonen enorm vielfältig. Ausrüstungsgegenstände wie der Greifhaken und eine Auswahl von Granaten runden das Angebot ab.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma

Vielseitige Mehrspieleroptionen

Ähnliche Stärken spielt "Halo Infinite" im kostenlosen Mehrspielermodus aus. Dank Crossplay treten PC- und Xbox-Spieler dort gegeneinander an. Sehr schön: Für Neulinge bietet das Spiel Übungsmöglichkeiten gegen Bot-Gegner sowie ausführliche Tutorial-Missionen. Im Online-Multiplayer geht es in der Arena mit Vier-gegen-Vier oder in "Big Team Battles" mit Acht-gegen-Acht an den Start. In puncto Spielmodi bietet "Halo Infinite" eine breite Vielfalt, die von Klassikern wie "Capture the Flag" und "Deathmatch" bis hin zu wilden Modi wie Fiesta reicht.
Halo Infinite
Viel Abwechslung bietet die offene Spielwelt trotz Sammelgegenständen nicht. Im Prinzip hetzen Sie von einem Feuergefecht zum nächsten.
Foto: Microsoft / Medienagentur plassma
Das Design der aktuell zehn Karten passt und garantiert ebenso taktische wie schnelle Gefechte. Die gelungene Steuerung und das handliche Waffen-Feedback fügen sich hier nahtlos ein. Allerdings beklagte sich die Community bereits über die eher nüchterne Präsentation und die teils suboptimalen Lichtverhältnisse. 343 Industries kündigte an, dass man den Multiplayer-Modus regelmäßig erweitert und anpasst. Somit dürfte er "Halo Infinite" auf Dauer noch besser zu Gesicht stehen.
Release "Halo Infinite": 8. Dezember 2021 für PC, Xbox Series X/S und Xbox One. Der Preis liegt bei rund 70 Euro. Das Spiel ist Teil des Xbox Game Pass und damit für Abonnenten verfügbar.