Retro Games The C64 Mini

Geschrumpfter Brotkasten

Dem Trend zu Retro-Konsolen folgend, erfährt auch der populärste 8-Bit-Heimcomputer der 1980er Jahre eine Neuauflage. Der C64 Mini kommt zwar nicht von Commodore, sondern dem Lizenznehmer Retro Games. Rein äußerlich kommt er dem Original, seinerzeit gern als „Brotkasten“ verspottet, aber recht nahe. Das Gehäuse erwies sich im Test von mobile-reviews.de (28.03.2018) als solide. Dass die Tastatur nur ein Fake ist, ist schade. Dafür gibt es an der rechten Seite 2 USB-Ports, an die Du den mitgelieferten Joystick sowie bei Bedarf eine externe Tastatur anschließen kannst. Was im Lieferumfang fehlt, ist übrigens ein mitgeliefertes Netzteil. Gängige Handy-Ladegeräte mit microUSB-Anschluss sollten aber funktionieren.

Große, vielseitige Spieleauswahl

Da der C64 Mini vor allem zum Spielen gedacht ist, sind die vorinstallierten Games von großer Wichtigkeit. Immerhin 64 Titel sind vorhanden, also gut doppelt so viele wie beim Konkurrenten Nintendo Classic Mini NES. Deren Qualität ist allerdings durchwachsen, wie unter anderem in Tests von theguardian.com (28.03.2018) und ign.com (29.03.2018) angemerkt wird. Viele Titel dürften selbst Fachleuten kaum ein Begriff sein. Ein paar echte Klassiker sind mit Boulder Dash, Alleykat oder Impossible Mission allerdings vorhanden. Bei psu.com wird gelobt, dass die Auswahl einen guten Überblick gibt, wie viele unterschiedliche Ideen auf dem C64 verwirklicht wurden. Besonders die coolen Soundtracks werden hervorgehoben. Zusätzliche Spiele kannst Du übrigens als ROM via USB einspielen – im Auslieferungszustand allerdings immer nur eins. Dieses wird dann ganz klassisch via Basic-Eingabe gestartet: ein Fest für Nostalgiker.

Ordentliche Emulationsqualität

Die Spiele werden via HDMI-Ausgang und mitgeliefertem Kabel in HD-Auflösung (720p) auf den Bildschirm gebracht. Verschiedene Bildausgabemodi kannst Du nutzen, um das Ganze Deinen Vorlieben anzupassen: beispielsweise den CRT-Filter, damit es aussieht wie auf einem Röhrenfernseher. Wie bei Emulatoren üblich, musst Du mit einer leichten Eingabeverzögerung leben. Stärker als das Input Lag ist allerdings die Verzögerung der Audio-Wiedergabe. Bei theguardian.com werden außerdem gelegentliche Systemabstürze moniert. Immerhin: Die Firmware lässt sich via USB aktualisieren, was Verbesserungen für die Zukunft denkbar macht. Im Auslieferungszustand ermöglicht das System bereits das Abspeichern von 4 Spielständen pro Titel. Dadurch ist der Komfort gegenüber dem Original-C64 deutlich erhöht.

Verbesserungswürdiger Joystick

Größter Kritikpunkt bei ign.com wie auch mobile-reviews.de ist der mitgelieferte Joystick. Der sieht zwar, abgesehen von einigen Zusatztasten, aus wie sein Vorbild. Allerdings verfügt er über billigere Gummikontakte statt Microschaltern. Das Ergebnis ist fehlendes Feedback in Form von Klicks sowie eine insgesamt schwammige, verzögerte Steuerung. Gerade bei Platform-Games kann dies zu Frust führen. Ganz anders sieht es psu.com: Man müsse sich schlichtweg daran gewöhnen. Tipp: Du kannst auch ausprobieren, ob andere bereits vorhandene Joysticks oder Gamepads via USB erkannt werden. Der Sony DualShock 4 beispielsweise soll funktionieren.

Fazit

Wenn Du die „guten alten Zeiten“ des C64 neu aufleben lassen möchtest, ist der C64 Mini einen Versuch wert. Auch wenn die Spieleauswahl nicht optimal ist und die Hardware Verbesserungspotenzial birgt, gibt es derzeit keine Alternativen. Es sei denn, Du bastelst Dir etwa mit einem Raspberry Pi eine eigene Emulationsplattform. Da besteht die Schwierigkeit allerdings darin, legal an die passenden Spiele-ROMs zu kommen.