PES 2016: Test - Angriff auf den Fußballthron

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Test Sascha Lohmüller - Redaktionsleiter
Aus der Nähe betrachtet fallen die Unterschiede zur PS4- bzw. One-Version erst richtig auf. Lediglich die Spielermodelle von Stars wie Ibra können da noch mithalten. (PC)
Quelle: PC Games

PES 2016 im Test! Viel wurde im Vorfeld diskutiert: Was sind denn nun die Unterschiede zwischen den Konsolen- und der PC-Version von PES 2016? Geht es dabei nur um die Technik oder auch um Inhalte? Nicht ganz unschuldig daran war sicherlich auch Konami, das nur mit schwammigen Aussagen auf diesbezügliche Fragen reagierte und von einer Hybrid-Version aus Last- und Current-Gen plapperte. In unserem Test lest ihr, wie gut Pro Evolution Soccer 2016 schließlich geworden ist.

Test zu PES 2016: Mittlerweile haben wir gut 40 Stunden mit der PC-Version und noch mal genau so viele mit den Current-Gen-Konsolen-Varianten verbracht und können zumindest bezüglich des Inhaltes Entwarnung geben: Ihr müsst auf dem PC weder auf (Offline-)Modi verzichten, noch Gameplay-Einschnitte in Kauf nehmen, die Unterschiede sind allesamt technischer Natur. Schaut man sich die beiden Versionen direkt nebeneinander an, fallen die Abweichungen dann auch sofort auf. Das ganze Geschehen auf dem PC wirkt farbärmer, die Spielergesichter etwas plastik-ähnlicher, der Rasen ist weniger detailliert und vor allem das Drumherum ist mittlerweile leider komplett veraltet.

Das Geschehen auf den Rängen wird in PES 2016 von Klon-Fans dominiert, Zuschauer, Ordner und Presse rund um das Spielfeld erinnern an selige Sega-Rally-Zeiten - nur ohne aufkommendes Retro-Feeling. Warum das so ist, weiß wohl nur Konami, denn dass es auch anders geht, beweisen die wirklich gut ausschauenden Xbox-One- und PS4-Versionen - wobei man natürlich festhalten sollte, dass die PC-Version mitnichten hässlich ist. Mehr als Durchschnitt wäre aber auch nett gewesen. Hinweis: Tipps zu PES 2016 halten wir unter diesem Link bereit.

PES 2016 im Test: Versions-Info

Wichtige News zu PES 2016

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Unsere Testversion unterlag gleich mehreren Einschränkungen, auf die wir hier hinweisen wollen. Zum einen wurden uns bezüglich der Aufnahmen sehr viele Vorgaben gemacht, weswegen wir weder Screenshots von den meisten enthaltenen Lizenz-Teams noch ein vernünftiges Test-Video aufnehmen konnten. Letzteres holen wir natürlich anhand der fertigen Verkaufsversion nach. Zum anderen waren auch jegliche Online-Features noch nicht verfügbar. Unsere Wertung bezieht sich daher nur auf den Einzelspieler- bzw. lokalen Mehrspielerpart. Nach der Veröffentlichung des Spiels werden wir diesbezügliche Infos in diesem Artikel nachliefern.

PES 2016 im Test: Entscheidend is' auf'm Platz

Schön zu sehen: Gladbach agiert hier mit einer sehr eng stehenden Formation, die auf die Seite des ballführenden Gegners einrückt. Derart taktische Einstellungen sieht man in PES 2016 hervorragend. (PC) Quelle: PC Games Schön zu sehen: Gladbach agiert hier mit einer sehr eng stehenden Formation, die auf die Seite des ballführenden Gegners einrückt. Derart taktische Einstellungen sieht man in PES 2016 hervorragend. (PC) So ärgerlich die wieder einmal dem PC unwürdige Technik allerdings auch ist, all das verblasst angesichts der spielerischen Brillanz, die Konami in diesem Jahr auf den Rasen zaubert. Befand man sich bereits letztes Jahr auf einem guten Weg, wieder zum großen Konkurrenten aus dem Hause EA aufzuschließen, macht PES 2016 in diesem Jahr einen weiteren - nein, besser fünf, sechs Riesenschritte zurück zum Genrethron. Ob es letztendlich langt, um FIFA zu überrunden, können wir mangels einer Testversion aus dem Hause EA freilich noch nicht sagen, Konami hat allerdings mächtig vorgelegt.

Das liegt vor allen Dingen am stark überarbeiteten Zweikampfverhalten und der damit verbundenen Kollisions-Engine. Waren die Duelle um den Ball noch eine der größten Schwächen im Vorgänger, ist es in PES 2016 geradezu ein Heidenspaß, in die Zweikämpfe zu gehen. Ihr rangelt, drängelt und grätscht nun derart effektiv in den Gegner, dass Dribbel-Sololäufe wie im Vorjahr bei weitem nicht mehr so effizient sind. Zudem klebt der Ball nicht mehr ganz so arg am Fuß der begnadeten Techniker, auch Messi und Co verspringt mal eine Kugel, wenn natürlich auch bei weitem nicht so oft wie einem Holzhacker à la Lord Bendtner.

PES 2016: Let's Play der Demo-Version - so gut spielt sich das neue Pro Evolution Soccer 28:30 PES 2016: Let's Play der Demo-Version - so gut spielt sich das neue Pro Evolution Soccer PES 2016: 25 Minuten Gameplay von der PS4 24:03 PES 2016: 25 Minuten Gameplay von der PS4 PES 2016: Coverstar Neymar beim 3D-Scan 2:06 PES 2016: Coverstar Neymar beim 3D-Scan

PES 2016 im Test: Individueller als im Vorjahr

Überhaupt wirkt das Geschehen noch einmal individueller als im Vorjahr, nicht nur auf einzelne Spieler bezogen, sondern auch auf ganze Teams. Robuste, zweikampfstarke Spieler, wendige Techniker, nimmermüde Arbeiter, tiefstehende Kontermannschaften, Ballbesitz-Teams - wie im realen Fußball unterscheiden sich Mannschaften und ihre Stars teils erheblich voneinander, so dass ihr euch in jeder Begegnung neu auf den Kontrahenten einstellen müsst. Im Gegenzug könnt ihr euer Spiel genau so aufziehen, wie es euch beliebt. Zermürbender Ballbesitz oder schnelles Gegenpressing, hohe Bälle in die Spitze oder Tiki-Taka - alles eure Entscheidung.

Zum Vergleich ein weiteres Konsolenbild. Das ganze Geschehen wirkt auch in der Standard-Ansicht ein bisschen schärfer und detaillierter. (PS4) Quelle: PC Games Zum Vergleich ein weiteres Konsolenbild. Das ganze Geschehen wirkt auch in der Standard-Ansicht ein bisschen schärfer und detaillierter. (PS4) Der vielgerühmte "PES-Effekt", bei dem keine Spielsituation der anderen gleicht, wird durch dieses verbesserte Aufbauspiel und die Zweikampfmöglichkeiten noch einmal verstärkt. Bei keinem anderen Fußballspiel in den letzten Jahren haben wir uns derart oft dabei ertappt, wie wir Zeitlupenwiederholungen studiert haben, um gelungene Spielzüge noch mal zu genießen. Auch davon abgesehen gibt es ein paar schicke neue Features: Torhüter sind keine Fliegenfänger mehr, neue Animationen und eine besser reagierende Steuerung sorgen für ein flüssigeres Spiel, die Menüs wurden (endlich!) überarbeitet, der Meisterliga-Modus verfügt über ein motivierendes, neues Transfersystem, Konsolen-Zocker können endlich eigene Trikots und Wappen einbinden und: Wie in FIFA könnt ihr nun euren Torjubel steuern - entweder per Knopfdruck oder kontextbasiert. Sprich: Wer zur Eckfahne läuft, feiert dort mit einer Spezialanimation.

PES 2016 im Test: Viel Licht, ein wenig Schatten

Doch bei all dem Lob müssen wir natürlich auch ein wenig Kritik üben. Die Abwehr-KI etwa hat noch mit einigen Aussetzern zu kämpfen, was glücklicherweise a) selten vorkommt und b) durch die besseren Torhüter meist ausgeglichen wird. In Sachen Präsentation hinkt man trotz CL, EL, Copa und all der anderen Wettbewerbe noch zurück und ja, auch das leidige Thema Lizenzen spielt wieder eine Rolle. Hier hat FIFA immer noch meilenweit die Nase vorn, obgleich findige Fans dank Editor bald zumindest die Bundesliga nachliefern dürften. Fast schon ärgerlichster Punkt: Der neue Kommentar von Marco Hagemann ist so ziemlich das Schlimmste, das wir je in einem Sportspiel vernehmen mussten. Der gute Mann schreit selbst bei weit vor dem Kasten abgeblockten Schüssen frenetisch "Tor" und kommentiert selten passend zum Geschehen. Zudem wirken seine Sätze fast schon archaisch mies zusammengestöpselt ("PSV EINDHOVEN! ... im Angriff.") Das geht besser, Konami - das habt ihr schließlich mit fast allem anderen in diesem Jahr bewiesen.

Wertung zu Pro Evolution Soccer 2016 (PC)

Wertung:

9/10

Wertung zu Pro Evolution Soccer 2016 (PS4)

Wertung:

9/10

Wertung zu Pro Evolution Soccer 2016 (XBO)

Wertung:

9/10
Pro & Contra
Neues Zweikampfsystem samt Kollisionsabfrage sorgt für ein völlig verändertes, fantastisches SpielgefühlRealistischeres, variableres AufbausspielFlüssigere Animationen, besser reagierende SteuerungVerbesserte Torhüter-KIIndividuelle Spieler- und Mannschaftstypen sehr gut erkennbarÜberarbeitete, übersichtlichere MenüsManueller Torjubel
PC-Version technisch nicht auf PS4- oder Xbox-One-NiveauSeltene Aussetzer bei der Abwehr-KIAltbackene PräsentationTrotz Editor: geringer LizenzumfangUnsagbar schlechter neuer Kommentar von Marco Hagemann
Fazit

Spielerisch beinahe perfektes Fußballspiel mit einigen Schwächen in Sachen Präsentation, Lizenzumfang und technischer Umsetzung

24:03
PES 2016: 25 Minuten Gameplay von der PS4

Bildergalerie

    • Kommentare (46)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Hurshi Hobby-Spieler/in
        Ich dacht immer es geht 45 Minuten ein Spiel ?
        Irgendwie gibts die Option nicht bei PES2016 da sind maximal 30 soweit ich gesehn habe .
        Schonma ein Grund es nich zu kaufen .
      • Von Hurshi Hobby-Spieler/in
        Ich dacht immer es geht 45 Minuten ein Spiel ?
        Irgendwie gibts die Option nicht bei PES2016 da sind maximal 30 soweit ich gesehn habe .
        Schonma ein Grund es nich zu kaufen .
      • Von Chimpanger NPC
        Alles bestimmt schon erwähnt worden irgendwo hier, aber aus selbsttherapeutischen Gründen muss es einfach raus:

        Zur PC-Version "Der spielerisch beste Fußballtitel der letzten Jahre" ? 87 % Spielspaß?
        Tut mir leid, aber diese Aussage / Wertung kann ich nicht einmal im Ansatz nachvollziehen.

        Konami braucht keine Mega-High-End Grafik auf den Tisch zu legen, aber optisch bleibt das enttäuschende Gefühl wieder PES 2015 zu spielen, ausser das Stadionbesucher durch Pappaufsteller ersetzt wurden. Die Kommentatoren scheinen derweil auf Ihrem TV in der Kommentatorenkabine ein anderes Spiel zu sehen und geben wohl hierzu ihre Meinung ab. Im für mich sichtbaren Spiel passt oft nix und auch die Stimmlagen sind ab und an sehr strange. Sowieso ist Neukommentator Herr "Valium" Hagemann kein wirklicher Gewinn für das Spiel...sorry, aber ist so.

        Zur KI / dem in den Himmel gelobten Gameplay, Steuerung etc.:

        Schiedsrichter? Leiden teilweise unter Persönlichkeitsspaltung. Ist Abseits in den meisten Fällen noch nachvollziehbar, so sind es die Entscheidungen bei der Frage Foul ja/nein es leider meist garnicht. Vor dem Strafraum senst, stösst und haxt man teilweise vom Schiri ungestört vor sich hin, dagegen rempelt man im Mittelfeld quasi im vorbeigehen jemand an kassiert man gelb, rot direkt gabs noch nicht mal für karrierevernichtende Atomschlag-Grätschen?! Eher schwach.Nervt leicht.

        Torhüter? Mein Lieblingsthema. Sauerei ist noch untertrieben formuliert. Ergebnisse: 7:5, 0:10, 8:6, 2:7...usw. Nein, wir reden nicht über Pro Evolution Eishockey, immer noch PES 2016. Die Torwart-KI ist unterirdisch und lässt in vielen Matches den Gewinner ohne echtes Triumphgefühl und den Verlierer übermässig gefrustet zurück. Indiskutabel.NERVT.

        Zweikämpfe/Bewegungsabläufe/Ballphysik: Für mich immer einen der Stärken der PES-Reihe, man hatte bei vielen Versionen wirlich das Gefühl von "Kampf" um den Ball, sich gut bewegenden Spielern und eines sich anständig verhaltenden Balles.

        Bei PES 2016 verhält es sich glücklicherweise in den meisten Fällen wieder so, allerdings enden (zumindest bei mir) viele zunächst erfolgreiche Zweikämpfe damit, dass mein Gegner den Ball wieder vor die Füsse bekommt, da meinen Spieler scheinbar virtuelle Gewissensbisse ob des versuchten Balldiebstahles plagen, und er einige Sekundenbruchteile zu spät wieder am Spiel teilnimmt. Nervt.

        Auch die Kollisionsabfrage ist manchmal zumindest etwas daneben´, steht ein Gegner direkt im Weg, so läuft man manches mal gefühlt durch ihn durch, ein anderes Mal steht der Gegenspieler knapp ausser Reichweite und mein Stürmer bleibt an einem offenbar von diesem Spieler zuvor gespannten Draht hängen. Nicht immer. Nervt trotzdem.

        Insgesamt lassen sich die Spieler gefühlt etwas...naja...anders steuern (schwammig passt nicht, fluffiger?), ist aber wohl letztenendes nur Trainingssache.

        Online? Habe ich persönlich keine Lags/Abbrüche/Spieler-Finde-Probleme bemerkt.

        Menüs/Layout/Mucke: Die Menüs sind übersichtlich und intuitiv bedienbar, Musikuntermalung auch ok. Die teilweise Zusammenführung einiger Punkte vor Spielbeginn ist auch fein.

        Dies sind Dinge die MIR aufgefallen sind. Klar Klar...Konami wird auch wieder fleissig patchen, sodass PES 2016 im Frühjahr 2017 auch angenehmer zu spielen ist. Solch eine (mal wieder) halbfertige, scheinbar nur von irgendwelchen blinden Testschimpansen geprüfte Version auf uns loszulassen finde ich von Konami sch...lecht. Das verschiedene Spieletester das nicht juckt, finde ich komisch. Mehr als 75 (optimistische) Prozent hätte ich dem Spiel nicht gegeben.....

        In diesem Sinne: 10 Freunde sollt ihr sein (der Goalie nicht, der is doof).

        Danke fürs aushalten.
      • Von Bonkic Großmeister/in der Spiele
        kein wort zum katastrophal schlechten schiedsrichter?
        ich hab zwar nur die demo, aber ich bezweifele, dass der in der vollversion anders agiert. oder etwa doch?
      • Von sAmsonn291 NPC
        Habe es mir für die PS4 geholt, bin mal gespannt was die Community da in Zukunft raushaut :)
        Gerne würde ich eine Art Tutorial bei euch lesen, wenn das alles reif genug ist.
        lg
      • Von Sascha Lohmueller Redaktionsleiter
        Zitat von sAmsonn291
        Na toll, kaufe ich es mir jetzt für PC oder für PS4 ??
        Trikots usw. der Bundesliga bekommt man ja noch auf die PS4 drauf, aber bei Spielergesichtern und Werten hört es glaube ich auf oder?
        Wie entscheidet ihr euch so?
        PS4 kann man mittlerweile auch ganze Datensätze importieren, konnte es leider selbst noch nicht testen.
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