Canon-Kamera

Canon EOS 80D im Praxis-Test

1.8.2017 von Annette Kniffler

In diesem Artikel schauen wir uns die Canon EOS 80D im Praxis-Test an. Wir durchleuchten Funktionalität und geben Tipps für Bedienung und Einstellungen.

ca. 6:40 Min

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Testbericht
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  1. Canon EOS 80D im Praxis-Test
  2. Canon EOS 80D: Bedienungs-Tipps
Canon EOS 80D
Canon EOS 80D: Wir machen den Praxis-Test.
© Canon

Eigentlich gebührt der semiprofessionell ausgestatteten EOS 7D Mk II (Test) die Auszeichnung als Canons Spitzenkamera der APS-C-Klasse, für viele dürfte aber die untergeordnete Canon 80D die interessantere der beiden EOS-Varianten sein. Zwar hat sie das kleinere, bei Material und Spritzwasserschutz abgespeckte Gehäuse, dafür als Jüngere aber den neuen APS-C-Sensor mit 24 statt 20 Megapixeln, das WLAN/NFC-Modul bereits integriert und einen weiterentwickelten Live-View-Hybridautofokus, der überzeugt: Kaum eine andere SLR-Kamera zieht die Schärfe beim Filmen so flüssig und zuverlässig nach wie die 80D. Kaum eine SLR schafft im Live-View-Modus eine ähnlich kurze Auslöseverzögerung (durchschnittlich 0,55 s). Dazu punktet die 80D mit einem überarbeiteten, unter anderem für Schwachlichtsituationen verbesserten Phasenautofokusmodul. Der Sucher deckt wie in Profikameras das komplette Gesichtsfeld ab und wird von einem Info-Display nebst dreh- und schwenkbarem Touchscreen verstärkt. Außerdem bringt der von Canons Vollformater 5DS bekannte Bildstil „Feindetail“ ein sichtbares Plus an Feinzeichnung. Im Labortest lag die EOS 80D nicht zuletzt deshalb deutlich vor der älteren 7D Mark II. In diesem praxisorientierten Beitrag erfahren Sie, was Sie bei der 80D mit gezielten Aufnahmeeinstellungen erreichen, wie Sie die Bildqualität optimieren und den Bedienkomfort noch weiter steigern.


Autofokus konfigurieren

Damit der Autofokus eine hohe Trefferquote erzielt, sollten die AF-Einstellungen zur jeweiligen Aufnahmesituation passen. Wie üblich bietet das Schnellmenü (Q-Taste) der 80D unterschiedliche AF-Modi für statische (ONE SHOT) und bewegte Motive (AI SERVO) an: Mit ONE SHOT stellt sie bei halb durchgedrücktem Auslöser einmalig​ scharf, bei AI SERVO hält sie das anfangs anvisierte Objekt kontinuierlich im Fokus. Wenn dabei ein Hindernis zwischen Motiv und Kamera gerät, etwa ein Strommast bei der Aufnahme eines fliegenden Vogels, können Sie die „AI Servo Reaktion“ (Custom-Menü C.Fn II) auf Stufe -1 oder -2 „Langsam“ stellen, damit die 80D länger am fokussierten Motiv bleibt. Die Stufen +1 und +2 empfehlen sich dagegen dann, wenn die 80D besonders schnell auf Veränderungen reagieren muss. Im Sucherbetrieb steht noch ein weiterer AF-Modus bereit: AI FOCUS, in dem die Kamera selbstständig von ONE SHOT zu AI SERVO wechselt, sobald sich ein zunächst statisches Objekt in Bewegung setzt.​

Für die Messfeldwahl im Sucherbetrieb spendiert Canon eine separate Taste an prominenter Stelle neben dem Auslöser. Mehrmaliges Drücken führt durch die vier angebotenen Optionen: Die Einzelfeldmessung eignet sich speziell für Aufnahmen, bei denen es auf eine punktgenaue Fokussierung ankommt, die Gruppe mit 9 bzw. 15 Feldern, wenn ein größerer, aber festgelegter Bildbereich in die Messung mit einbezogen werden soll; alternativ dazu gibt es die „Autom. Wahl“ aus allen verfügbaren 45 AF-Sektoren. Einzelfeld und Grup​pe lassen sich mithilfe der beiden Wahlräder positionieren.​

Im Live-View-Betrieb gelingt genau das komfortabel per Touchscreen. Schade, dass die 80D hier die Messfeldwahltaste schlicht deaktiviert; stattdessen findet sich die Option zum Ändern der Messmethode im Schnellmenü. Die Einzelfeldmessung heißt hier „FlexiZone – Single“, die automatische Auswahl aus einer Gruppe von 35 oder 9 Feldern „FlexiZone – Multi“ – mit der Löschen-Taste kann man direkt zwischen den Gruppentypen wechseln. Für Personen- und Porträtfotos bietet die 80D an gleicher Stelle eine Gesichtserkennung inklusive Tracking-Funktion an.​

Canon EOS 80D LCD von hinten
Die Anzahl der AF-Felder hat Canon von den 19 der 70D auf 45 erhöht und dabei auch gleich die Fokussierfläche vergrößert. Alle 45 Felder sind als Kreuzsensoren ausgelegt. Der mittlere Kreuzsensor ist bis -3 EV empfindlich und arbeitet bei Objektiven mit Lichtstärke 2,8 und 5,6 als Dual-Kreuzsensor.
© Canon

Wenn der Autofokus ins Trudeln kommt

Bestimmte Aufnahmebedingungen stellen für jedes AF-System eine besondere Herausforderung dar, etwa Dunkelheit, kontrastschwache Motive, spiegelnde Fensterfronten, störende Objekte im Vordergrund oder die Makrofotografie. Bei Problemen bietet sich als Alternative das AF-unterstützte manuelle Fokussieren an. Dazu den AF-Messbereich passend setzen, mit dem Schalter am Objektiv auf MF-Betrieb umschalten und den Objektivring bei halb durchgedrücktem Auslöser langsam drehen. Daraufhin signalisiert die 80D mit rotem Schärfeindikator im Sucher und gegebenenfalls mit einem Piepton, wenn sie im aktiven AF-Bereich die Schärfeeinstellung für richtig hält. Im Live-View-Bild lässt sich der Fokuspunkt anhand einer Lupenansicht auch ohne diese Hilfe recht gut erkennen.

Manchmal versagt der Autofokus, etwa bei Aufnahmen mit sehr langer Brennweite. Auf der Suche nach der richtigen Einstellung durchfährt er langwierig den gesamten Fokusbereich und provoziert so erst recht unscharfe Aufnahmen. Dies können Sie im Custom-Menü unter „Schärfensuche wenn AF unmögl.“ mit „Schärfensuche stoppen“ unterbinden. Allerdings wird der Autofokus dann bisweilen erst wieder aktiv, wenn Sie zuvor grob manuell scharfgestellt haben.

Sport- und Reportagefotografie: schnelle Reihenaufnahmen Mit „Reihenaufnahme schnell“ schafft die 80D einen Durchsatz von 7 B/s, aber nur, wenn die Randbedingungen stimmen. Viel langsamer arbeitet sie etwa bei längeren Belichtungszeiten ab 1/400 s, bei fast leerem Akku, bei extremen Temperaturen oder bei aktiviertem Blitz, bei zugeschalteter Verzeichnungskorrektur oder „Anti-Flacker-Aufnahme“ (Kameramenü 4). Letztere soll im Kunstlicht dafür sorgen, dass die Belichtung auf jedem Bild einer Reihe konstant bleibt. Im Test hielt die 80D RAW-Serien im Durchschnitt 25 Bilder lang mit hohem Tempo durch (mit SanDisk Extreme PRO SDHC-Karte 95 MB/s); danach machte sie mit reduzierter Geschwindigkeit weiter, weil sie parallel mit dem Übertragen der Daten vom internen Pufferspeicher zur SD-Karte beschäftigt war – der Einsatz einer schnellen Karte lohnt.

Tipp: Für Reihenaufnahmen von langsam bewegten Objekten mit AI-Servo- Autofokus stellen wir gerne die „AI Servo Priorität 1. Bild“ auf „Fokus“ und die „AI Servo Priorität 2. Bild“, die übrigens auch für alle darauf folgenden Aufnahmen gilt, auf „Geschwindigkeit“ (C.Fn II: Autofokus 4 und 5). Bitte beachten Sie, dass es zu Tempoeinbußen und -schwankungen kommen kann, wenn Sie für alle Reihenbilder die „Fokus“- Priorität wählen.

Bei aktiviertem Motivprogramm Sport macht die 80D ebenfalls schnelle Reihenaufnahmen mit AI-Servo-AF. Dabei verzichtet sie jedoch grundsätzlich auf den Blitz und erhöht gegebenenfalls die ISO-Zahl, was zu stärkerem Bildrauschen führt. Außerdem fokussiert sie dann stets auf die Bildmitte.

Blitzaufnahmen in heller Umgebung

Damit der normalerweise extrem kurze Lichtimpuls des Blitzgeräts (ca. 1/50 000 bis 1/4000 s) die komplette Sensor- bzw. Bildfläche ausleuchtet, muss der Verschluss genau im richtigen Moment vollständig freigelegt sein. Das aber ist bei kürzeren Belichtungszeiten nicht der Fall. Denn dann kommt es lediglich zu einem kleinen Schlitz zwischen erstem und zweitem Vorhang, und das Blitzlicht erreicht nur einen Teil des Motivs. In der 80D liegt die kürzeste mit Blitz realisierbare Verschlusszeit bei 1/250 s. Das ist Standard, aber womöglich ein Problem, wenn Gegenlicht herrscht oder der Blitz lediglich zum Aufhellen bei sonst guten Lichtverhältnissen dienen soll und daher kürzere Belichtungen vonnöten wären. Für solche Fälle können Sie entweder im Kameramenü („Blitzsteuerung, Funktionseinst. ext. Blitz“) oder direkt am Blitz die Hi- Speed-Synchronisation zuschalten. Dabei „leuchtet“ der Blitz während der gesamten Belichtung mit 50 kHz, wodurch der komplette Einstellbereich bis 1/8000 s bedient werden kann. Nachteil: Nur Speedlite-EX-Geräte unterstützen die Hi-Speed-Kurzzeitsynchronisation, zudem sinken Blitzleistung und -reichweite.

Filmen mit der 80D

Die 80D gilt zu Recht als veritabler Camcorder-Ersatz, vor allem wegen der gut brauchbaren Schärfenachführung mit einstellbarer Reaktionszeit und Geschwindigkeit („Movie-Servo-AF Geschwind.“, „Movie-Servo-AF Reaktion“). Praktisch, dass man bewegte Motive mit dem Finger auf dem Touchscreen verfolgen und so immer im aktiven Fokusmessfeld halten kann. Allerdings lässt sich die Schärfe während des Filmens weder über eine Lupenansicht noch durch Fokus-Peaking überprüfen.

Lesetipp: 47 SD-Karten im Test - die besten Speicherkarten für Fotografen

Im Test regelte die 80D auch die Belichtung erfreulich weich und ohne störende Helligkeitssprünge nach. Sie beherrscht zwar maximal Full-HD-Auflösung, bietet aber im Menü drei Kompressionsmethoden an: Wer seine Videos nachbearbeiten will, wählt am besten das MOV-Format All-I. Dann komprimiert die 80D das Video Bild für Bild mit einer relativ hohen Datenrate von 90 Mb/s, was eine entsprechend schnelle Speicherkarte voraussetzt und viel Speicherplatz verbraucht (bei uns durchschnittlich 722 MB/Minute). Außerdem beschränkt sich die 80D hier auf Full-HD-Videos mit 25 B/s. Das Standard-MP4-Format ermöglicht Full-HD-Aufnahmen mit bis zu 50 B/s und spart gegenüber MOV etwa zwei Drittel des Speicherplatzes (30 Mb/s bei 25 B/s). Dafür werden hier mehrere Videobilder zugleich komprimiert, doch für Internetvideos geht die Qualität allemal in Ordnung. Noch ressourcenschonenender ist das MP4-Light-Format, das den Platzbedarf im Vergleich zu Standard-MP4 nochmals halbiert (12 Mb/s Datenrate). Wer auf gute Tonqualität Wert legt, verwendet wegen interner Betriebsgeräusche nach Möglichkeit ein externes Mikrofon. Obwohl Canon dessen Anschlussbuchse an der linken Seite positioniert, lässt sich der Touchscreen einigermaßen ungehindert ausklappen und drehen. Für passionierte Filmer gibt es noch zwei weitere sinnvolle Zubehör-Optionen: das Objektiv EF-S 18-135 mm/3,5-5,6 IS USM mit dem neuen, besonders leisen Nano-USM-Autofokusmotor (rund 450 Euro) und der dazu passende Power-Zoom-Adapter PZ-E1 zur gleichmäßigen Zoomsteuerung (150 Euro).

Bedienung

Die 80D bietet mit Touchscreen, diversen Funktionstasten, Schaltern und Drehrädern reichlich Spielraum, um sie genauso zu bedienen, wie es den eigenen Vorlieben, den Gewohnheiten, der Logik entspricht. Wer will, kann im My-Menü alle Funktionen zusammenfassen, die er häufiger braucht, die Funktionstasten individuell belegen (C.Fn III: Operation/Weiteres, Custom-Steuerung), den Wirkungsbereich des Lock-Schalters vom Daumen- auf das Zeigefingerrad, die Touch-Steuerung und die Richtungswippe ausdehnen (Systemmenü: „Multifunktionssperre“), außerdem bestimmte Warnungen im Sucherbild gezielt ausschalten, beispielsweise die der WB-Korrektur (C.Fn III: Option/Weiteres). Genaue Informationen zum Akkuladestand inklusive Prozentanzeige gibt es im Systemmenü unter „Info Akkuladung“, dazu einen Indikator für die Aufladeleistung: Wenn hier nur noch einer der drei Balken grün leuchtet, gibt der Akku womöglich bald den Geist auf.​

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