Testfazit

Testnote

1,5

gut

Zwar bedient sich „Resident Evil 7“ altbewährter Schocker-Stilmittel und erfindet somit das Horror-Rad nicht neu, dennoch gelingt dem Spiel durch gut getimte Schock-Momente und wohl dosierte Action-Sequenzen der Aufbau einer dichten sowie spannenden Gruselatmosphäre. Hier dürfte selbst erprobten Horror-Freaks der Puls am Anschlag pochen. Die Ego-Perspektive – ein „Resi“-Novum – funktioniert einwandfrei, verstärkt sogar das Horror-Erlebnis und ermöglicht zudem einen gelungenen VR-Modus, der lediglich durch die technischen Merkmale der VR-Brille in seine Schranken gewiesen wird. Die zahlreichen Rätsel sind nicht zu schwer, machen aber trotzdem Laune und öffnen immer neue Wege im Anwesen, das sich als rundum gelungener Horror-Spielplatz entpuppt. Besonders die schrill-schräge Baker-Familie und der Verzicht auf ein klassisches Zombie-Szenario erweisen sich als gute Wahl. Es gibt aber auch kleinere Schwächen, etwa das schwammige Treffer-Feedback in Bosskämpfen, teilweise lange Ladezeiten und grundsätzlich die etwas hakelige Kampfmechanik. Dafür sieht das Spiel gut aus und läuft zu jeder Zeit butterweich. Kurzum: „Resident Evil 7“ ist eine absolute Empfehlung seines Genres – nicht nur für eingefleischte „Resi“-Fans.

Pro
  • Gelungene Horror-Atmosphäre
  • Gut getimte Schock-Momente
  • Klasse Spielwelt und Szenario
Kontra
  • Unpräzise Kampfmechanik
Die Kult-Horrorserie ist zurück. Und wie! Nach dem Actionausflug in Teil 6 kehrt „Resident Evil 7“ zurück zu den Wurzeln. Schockmomente, Einsamkeit, knappe Ressourcen, ein bedrohliches Szenario, fiese Monster – dieses Spiel kramt viele Werte der Serie hervor und mischt diese zu einem haarsträubenden Gruseltrip. Der funktioniert durch die neue Ego-Perspektive auch auf der PlayStation VR extrem gut. Fast ein bisschen zu gut – den Horror in VR halten nur hartgesottene Zocker lange aus. Ob in VR oder auf normalem Bildschirm: „Resident Evil 7“ ist ein Kracher. Der Test verrät, warum.
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Resident Evil 7: Der Test im Detail


Sie müssen jetzt ganz stark sein, Ethan. Ihre Freundin ist spurlos verschwunden, und eigentlich gibt es kaum noch Hoffnung, sie wiederzufinden. Sie wagen einen letzten Versuch und folgen der einzig verbliebenen Spur, die zu einem verlassenen Anwesen in die tiefste Südstaaten-Pampa führt, mitten zwischen Busch und Sumpfgebiet, tief in einer typischen Hillbilly-Gegend. Natürlich läuft Ihre Suche nicht glatt, und es kommt, wie es kommen muss: Sie machen unfreiwillig Bekanntschaft mit den Bakers – einer gestörten Hinterwäldler-Familie: Vater Jack, Mutter Marguerite, Sohnemann Lucas und einer alten Dame im Rollstuhl, die keinen Mucks von sich gibt. In einer rabenschwarzen Nacht, wird Ihnen diese schrecklich nette Familie das Leben zur Hölle machen. Wie, sagen wir mal „speziell“, diese Familie ist, bekommen Sie recht schnell zu spüren. Etwa beim Familienessen, an dem Sie als Ehrengast ... nunja, „teilnehmen“. Das wirkt durch die neue Ego-Perspektive besonders fies. Und zudem bedrohlich, als Jack Ihren Mund mit einer blitzenden Klinge gewaltsam öffnet. Sie haben nochmal Glück gehabt, irgendwann lässt man Sie allein und Sie befreien sich. Ein Ausweg ist allerdings nicht in Sicht. Der Albtraum beginnt, nun sind Sie Baker-Freiwild ...

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Survival Horror par excellence


Sie stehen nun in der ranzigen Küche, überall Kakerlaken, der Kühlschrank voller Abfälle. Bis auf die reglose Omi im Rollstuhl ist keiner da – nur ihre durchdringenden Blicke verfolgen jeden Ihrer Schritte. Ob Sie unvermittelt aufspringt und Sie angreift oder andere Mätzchen plant? Zeit darüber nachzudenken haben Sie nicht wirklich, denn auf Gesellschaft müssen Sie nicht lange warten. Jack streift längst umher und rückt Ihnen mehr als einmal bedrohlich auf die Pelle, etwa wenn er seine Axt durch die Wand schmettert und Sie damit fast erschlägt oder Sie wie in einem Katz-und-Maus-Spiel durchs Haus jagt. Noch ist es ein ungleiches Kräftemessen mit dem Hünen. Während er seine Waffen bedrohlich nach Ihnen schwingt, laufen Sie zunächst in bester Survival-Horror-Manier waffenlos im Haus umher, versuchen sich zu verstecken und einen Ausweg zu finden. Dabei verspüren Sie eine permanente Anspannung, verstärkt durch subtil eingespielte Musik, knarrende Türen und andere Geräusche, die den den Puls immer wieder in die Höhe treiben. Auch visuell passiert einiges: Hier und da huscht kurz eine Person durchs Bild; gerade lang genug, um wahrgenommen zu werden. Jumpscare-Momente lassen einen zusammenzucken – wenn hinter Türen lauernde Gegner Ihnen plötzlich ins Gesicht springen oder Sie unvermittelt von hinten attackieren. Zum Glück feuert „Resident Evil 7“ kein Action-Feuerwerk ab, sondern beweist ein Händchen fürs Timing dieser Schockmomente sowie Kämpfe und kreiert dadurch eine einzigartige, gruselige Atmosphäre des Horrors und der Spannung. Technische Fehler, die den Spielspaß trüben könnten? Die gibt es zum Glück nicht! „Resident Evil 7“ läuft konstant flüssig, die Grafik ist gut. Hut ab!

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Resident Evil 7
„Resident Evil 7“ ist nichts für schwache Nerven. Wer sehr schreckhaft ist, sollte beim Zocken lieber das Licht einschalten.
Foto: Capcom

Ein wahrer Horror-Spielplatz


Die meiste Zeit sind Sie nicht mit sinnlosen Kämpfen beschäftigt, sondern mit dem Erkunden des Hauses und der nachfolgenden Areale. Hier kommt richtig Horror-Stimmung auf, denn das Haus ist für Erkundungstouren maßgeschneidert. Es gibt versteckte Bereiche, die sich Ihnen unerwartet öffnen, hinter jeder Ecke lauert etwas Neues. Das ganze Anwesen ist ohne Zweifel ein Horror-Highlight – und es steckt voller Überraschungen: Es lohnt sich, jeden Stein umzudrehen und auch die kleinsten Winkel zu durchsuchen: Sorgsam verstreut finden Sie Heilkräuter und Chemikalien, aus deren Kombination Sie Heiltränke mixen, Sie finden Dietriche, mit denen Sie verschlossene Schubladen knacken, außerdem Munition, Brandmittel und andere hilfreiche Items. Wie viel da verstreut herumliegt, sehen Sie erst, wenn Sie ein Psychotonikum einwerfen, dass alle Gegenstände in der Nähe für ein paar Minuten sichtbar macht. Sie werden überrascht sein.
Mit Ihren Items müssen Sie stets gut haushalten, denn Ihr mitgeführter Rucksack bietet nur ein paar freie Slots. Fürs erste reicht das nur für Waffen, etwa Knarre oder Messer, und für die nötigsten Gegenstände, beispielsweise Heiltränke, Munition oder Schlüssel. Weil der Platz schnell knapp wird, stellen Sie sich im Spielverlauf regelmäßig die Frage, ob Sie Gegenstände aufgrund des Platzmangels lieber doch einfach fallen lassen. Allerdings will das gut überlegt sein, denn was Sie einfach so wegwerfen, bleibt verloren. Meistens bleibt nur noch der Weg zum letzten Speicherpunkt, wo es eine Inventarkiste gibt. Hier deponieren Sie beliebig viele Gegenstände, die danach an jedem beliebigen Speicherpunkt zur Verfügung stehen. Glücklicherweise finden Sie im Spielverlauf weitere Rucksäcke, die mehr Slots bieten – das Platzproblem werden Sie aber nie völlig los.

Resident Evil 7
Mit den „Molded“-Kreaturen ist nicht gut Kirschen essen.
Foto: Capcom

Viele Rätsel, mehr Spaß


Wo wir gerade bei Gegenständen sind: Besonders werden Sie sich über jene freuen, die zur Lösung der zahlreichen Rätsel dienen. Deren Schwierigkeitsgrad ist meist nicht besonders hoch – ganz im Gegensatz zum Spaßfaktor, den die Knobeleinlagen bringen. Sie stoßen etwa auf beleuchtete Podeste, auf denen Sie gefundene, abstrakte Objekte so platzieren und anstrahlen, bis deren Schattenprojektion ein bestimmtes Muster auf einem Gemälde ergibt. Wer das löst, darf sich auf ein aufgedecktes Geheimnis freuen. Nicht immer benötigen Sie für die Lösung Gegenstände. Im hauseigenen Krematorium beispielsweise, gilt es, eine gefundene Notiz richtig zu interpretieren, um eine verschlossene Kammer zu öffnen. Hier zeigt sich das Spiel von seiner kreativen Seite. Ein Highlight ist auch das perfide Geburtstagsexperiment. Machen Sie sich auf einige Überraschungen gefasst!

Resident Evil 7
Würde nicht überall der Horror lauern, wäre das Anwesen einen Besuch wert.
Foto: Capcom

Ein reiner Überlebenskampf


Nun zum Unvermeidbaren: den handfesten Auseinandersetzungen. Oft bekommen Sie es mit den sogenannten Molded zu tun. Das sind schwarze Schimmelkreaturen, furchterregend, agressiv und mit Raubtierzähnen ausgestattet. Die ungemütlichen Zeitgenossen sind allerdings keine Zombies oder ähnliches. Was es mit den Kreaturen auf sich hat, erfahren Sie im Spielverlauf. In verstreuten Notizen bekommen Sie viele mysteriöse Hinweise – es lohnt sich also, jede Ecke zu durchsuchen und die Informationsfetzen zu lesen. Und dann gibt es noch die Bosskämpfe, zu denen wir an dieser Stelle nichts Konkretes verraten wollen. Nur soviel: In diesem Punkt offenbart das Spiel eine Schwachstelle. Das Treffer-Feedback ist nicht optimal – ob und wie stark Sie einen Feind treffen, ist nicht immer klar. Im Gegensatz dazu fühlen sich kassierte Schläge wirklich schmerzhaft an – besonders eindrucksvoll ist es, wenn Sie mit voller Wucht durch den Raum geschleudert werden. Schlecht sind die Bosskämpfe ob der mangelnden Rückmeldung aber nicht. Sie bieten sogar gewissen Freiraum. Ob und wann Sie in der Bossarea verstreute Gegenstände nutzen und so dem Kampf eine neue Richtung geben, bleibt Ihnen – in gewissem Rahmen – selbst überlassen.

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Resident Evil 7: VR sorgt für Gänsehaut


Als ob einem beim Zocken von „Resident Evil 7“ nicht so schon Angst und Bange wird, setzen die Entwickler noch eins drauf und spendieren dem Schocker einen VR-Modus für die PlayStation VR. Der Wechsel zum virtuellen Modus und zurück geht erstaunlich einfach, nach einem kurzen Tutorial und Laden des letzten Speicherpunkts ist der Spieler mitten im Geschehen. Mittels Controller bewegen Sie sich im Raum, die Blickrichtung und das Zielen bestimmen Sie per Kopfbewegung – oder in 30-Grad-Schritten mit dem rechten Controllerstick. Die Steuerung ist nach ein paar Minuten verinnerlicht und lenkt nicht mehr vom Spielerlebnis ab. Einmal dran gewöhnt, ist der VR-Modus tatsächlich aber nichts für schwache Nerven. Besonders wenn Ihnen ein Gegner bedrohlich nah kommt oder jemand mit seiner Waffe vor Ihrer Nase herumfuchtelt. Da kann das Herz schon mal in die Hose rutschen. Schweißausbrüche sind da vorprogrammiert, vor allem in Jumpscare-Momenten.
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Und hier liegt auch einer der Nachteile des Horrorschockers: Für relativ kurze, aber umso intensivere Passagen, ist der VR-Modus bestens geeignet. Das ganze Spiel damit durchzuzocken dürfte aber nur etwas für richtig Hartgesottene sein. Die Brille drückt ab rund 30 Minuten unangenehm im Gesicht, beschlagene Linsen wirken sich negativ auf das Sichtfeld aus und die Auflösung ist noch recht gering. Das liegt natürlich keineswegs am Spiel, denn der VR-Modus ist wirklich gelungen. Wir würden sogar soweit gehen und sagen, „Resident Evil 7“ ist zur Zeit das beste Spiel für die PS VR. Der Tragekomfort und die Auflösung der Brille sind dennoch ein Problem. Hier muss noch einiges an Arbeit investiert werden, um ein stundenlanges Erlebnis zu ermöglichen.
Erscheinungstermin „Resident Evil 7“: 24. Januar 2017 für PC, PS4 und Xbox One.