Testfazit

Testnote

3,3

befriedigend

Das Lumia 650 punktet mit schickem Design und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ausgerechnet ein Einsteigergerät liefert das, was den Topmodellen Lumia 950 und Lumia 950 XL fehlt – ein Metallrahmen. Allerdings ist der sehr anfällig für Kratzer. Windows-Fans dürften aber mit der Leistung zufrieden sein, zumal die mobile Variante auch mit langsamer Hardware flüssig läuft. Im Test überzeugte das hohe Arbeitstempo durchaus. Wer das Lumia 650 für seinen Berufsalltag einsetzen möchte, erhält ein günstiges, vergleichsweise sicheres Smartphone mit hochwertiger Verarbeitung fürs mobile Büro. Doch die Android-Konkurrenz ist stark: Huaweis P8 Lite oder Honor 5X bieten bessere Technik, ähnlich viel Metall – und kosten genauso viel oder weniger.

Pro
  • Scharfes & helles HD-Display
  • Hohes Arbeitstempo
  • Edler Metall-Rahmen
  • Speicher erweiterbar und austauschbarer Akku
  • LTE-fähig mit allen Frequenzen
  • Windows 10 ab Werk
Kontra
  • Kamera mit Schwächen bei schlechten Lichtbedingungen („Bildrauschen“)
  • Sehr lange Fotospeicherzeit (3,07 Sekunden)
  • Etwas langsamer Browser
  • Metall-Rahmen verkratzt leicht
Microsofts erste Windows-10-Smartphones Lumia 950 XL, Lumia 950 und Lumia 550 kamen bislang im schnöden Plastikdesign. Besserung bringt jetzt ausgerechnet ein günstiges Smartphone im Einsteigersegment: das Lumia 650. Der COMPUTER BILD-Labor-Test klärt jetzt, was die schicke Verpackung angesichts der günstigen Technik überhaupt wert ist.

First Look

Microsoft Lumia 650: Metall-Debüt zum Lumia-Abschied?

Foto: Computer Bild

Display und Optik: Microsoft kann auch schick


Das Lumia 650 ist ein Hingucker im beliebten und handlichen 5-Zoll-Format (Diagonale: 12,7 Zentimeter, nutzbare Displayfläche: 4,83 Zoll). Es ist sehr leicht (122 Gramm) und nur 7 Millimeter dünn (Höhe: 14,2 Zentimeter, Breite: 7,1 Zentimeter), steckt in einem Aluminium-Rahmen mit einer schräg angefrästen Kante. So wirkt es sehr edel und vor allem in der schwarzen Variante wie ein gediegenes Business-Phone. Allerdings ist der Metall-Rahmen sehr anfällig für Kratzer. Stecken Sie „Ihr“ Lumia daher lieber in eine Schutzhülle oder zumindest nicht zusammen mit dem Schlüsselbund in die Jacken- oder Hosentasche.
Auch das helle HD-Display (556,2 Cd/m2, 1280x720 Pixel) hinterlässt einen guten Eindruck: Microsoft spendiert erstmals einem Lumia in dieser Klasse einen HD-AMOLED-Bildschirm. Der sorgt für sehr hohe Kontraste (2362:1) und eine hohe Farbtreue (94,4 Prozent). Das Lumia-650-Display ist ein ganzes Stück besser und auch heller als das ordentliche Display des Vorgängers Lumia 640. Das bietet mäßige Helligkeit (369,1 cd/m2) und einen eher geringen Kontrast mit 626:1.

Ein Polarisationsfilter sorgt bei Lumia 650 zudem für zusätzlichen Kontrast und eine bessere Ablesbarkeit bei grellem Sonnenlicht. Typisch für AMOLED, erscheinen weiße Flächen leicht farbstichig.

» Lumia 650 im exklusiven Leser-Test

Windows 10 mag Einsteiger-Technik


Der COMPUTER BILD-Test zeigt: Das Smartphone bietet eine ordentliche Ausstattung für Einsteiger, ist aber kein Hightech-Überflieger. Der 5-Zoll-Bildschirm ist hochwertiger als bei manch anderem Smartphone dieser Preisklasse, Bildschirmauflösung (720p, HD) und Schärfegrad (294 ppi) sind ausreichend. Wichtiger Vorteil gegenüber sämtlichen Vorgänger-Modellen der Lumia 6XX-Modellreihe ist die Speicher-Ausstattung. Nominell ist der interne Speicher 16 Gigabyte (GB) groß, im Testgerät waren davon ab Werk noch 11,3 Gigabyte frei. Damit ist der freie Speicher effektiv fast dreimal so groß wie beim Vorgänger Lumia 640 (2,9 von 8 GB Speicher frei).

Zusätzlich schluckt das Lumia 650 microSDXC-Speicherkarten bis 200 GB, auch Apps und Navi-Karten lassen sich auf der Speicherkarte installieren. Als Multimedia-Bespaßer für unterwegs eignet sich das Lumia nur bedingt: Der Akku fällt mit 2.000 mAh doch sehr klein aus, lässt sich dafür aber schnell wechseln. Bei intensiver Nutzung hält der Akku mit einer Ladung 8 Stunden und 47 Minuten durch – dann muss das Gerät an die Steckdose. Ein gerade noch brauchbarer Wert. Das Lumia 640 hat einen Akku mit 2.500 mAh-Kapazität an Bord. Das reicht für 10 Stunden intensive Nutzung.
Lumia 650
Trotz Metallrahmen lässt sich die Rückseite abnehmen und der Akku austauschen.
Foto: COMPUTER BILD
Als Prozessor kommt der brandneue Snapdragon 212 mit vier Kernen und 1,3 GHz-Taktfrequenz zum Einsatz, inklusive LTE CAT 4 (Download-Tempo bis maximal 150 Mbps). Das Lumia 650 ist mit schnellem Bedien- und hohem Arbeitstempo gut aufgestellt. Zum Vergleich: Der Vorgänger Lumia 640 arbeitete noch mit einem zwei Generationen älteren Prozessor, allerdings in der nominell stärkeren Snapdragon-400er-Klasse (4x1,2 GHz). Im Labor ergaben die Messungen fürs Arbeitstempo des 640 zwar ein „etwas langsam“, aber in der Praxis war kein spürbarer Tempo-Nachteil zu merken (Lumia 640), jedoch auch kein nennenswerter Vorsprung (Lumia 650).

Die 3D-Grafik (Adreno 304 statt Adreno 305) bleibt aber leicht hinter dem Vorgänger zurück, was sich beim Spielen aber kaum bemerkbar macht. Schade, aber für den Preis nicht zu erwarten: Die für Windows-10-Smartphones exklusive Continuum-Funktion, bei dem das Handy nach Verbindung mit einem Monitor wie ein PC funktioniert, ist für den Preis nicht drin. Die Technik ist es erst ab Mittelklasse-Prozessoren (Snapdragon 617) möglich. Zudem fehlt die USB-C-Buchse für den Anschluss an Monitor oder HDMI-Adapter.

Gute Kamera – mit Angst vor Dunkelheit


Mit nominell 5 Megapixel ist die Frontkamera des Lumia 650 mehr als doppelt so scharf wie die des Vorgängers Lumia 640 (2 Megapixel). Die Qualität der Frontlinse liegt ebenfalls deutlich über der der 640-Kamera: Mit einem Lumia 650 geknipste Selfies waren nur minimal unscharf und etwas zu dunkel. Das Lumia 640 lieferte hingegen sehr wenige Details, erhebliche Unschärfen und blasse Farben.

Die Hauptkamera des Lumia 650 bleibt (wie beim Lumia 640) bei 8 Megapixel-Auflösung (Blende f/2,2). Sie nutzt jetzt aber einen neu entwickelten Sensor sowie neue Optik (anders als bei besseren Lumias allerdings nicht von Carl Zeiss). Im Labor-Test zeigte die Kamera bei hellem Tageslicht daher auch qualitativ etwas bessere Fotos als das Lumia 640 – aber auch die Lumia-650-Hauptkamera fing vergleichsweise wenige Details ein. Es kam zu sichtbarem Bildrauschen und Farbabweichungen. Beim Lumia 640 verdarb grobkörniges Bildrauschen die Vorfreude auf hochwertige Fotos.

Ein besonders auffälliger Unterschied zwischen Lumia 650 und Lumia 640 zeigte die Messung zur Speicherzeit für eine Aufnahme: Das Lumia 650 brauchte lange 3,07 Sekunden, der Vorgänger hatte eine Foto immerhin nach „nur“ 0,55 Sekunden abgespeichert. Bei der Auslösezeit (Lumia 650: 0,23 Sekunden, Lumia 640: 0,25 Sekunden) lagen beide nahezu gleichauf. Bei schwierigen Kamera-Bedingungen wie Gegenlicht oder diffusem Licht in der Dämmerung überzeugten beide Lumia kaum. Die Folge bei beiden: störendes Bildrauschen, sichtbare Kantenunschärfen, deutliche Farbverfälschungen und wenige eingefangene Details.

» Praxis-Test: Wie gut läuft Windows 10 mobile auf dem Handy?

Gerüchte: Der Abschied vom Lumia?


Gerüchten zufolge ist das Lumia 650 das letzte Smartphone mit dem Markennamen Lumia. Denn dem Anschein nach arbeitet Microsoft an einem weiteren Neustart seiner Smartphone-Produktfamilie. Unter dem Namen Surface Phone will Microsoft wohl neue High-End-Smartphones etablieren, die nach Anschluss an einen PC-Monitor auch ältere Windows-PC-Programme ausführen sollen. Bislang hat Microsoft den Abschied von der Marke Lumia aber bestritten. Ein erneuter Kurswechsel im Smartphone-Geschäft dürfte vor allem die in Europa durchaus vorhandenen Lumia-Fans irritieren. Angesichts des vor allem in den USA sehr niedrigen Marktanteils der Lumia-Phones ist dieser aber auch nicht auszuschließen. Schließlich betonte Microsoft-Chef Satya Nadella bereits im Sommer 2015, dass Microsoft sich auf weniger Modelle konzentrieren und gleichzeitig andere Hersteller mit Windows mobile unterstützen will.

Lumia 650: Preise und Verfügbarkeit


Das Lumia 650 ist bereits im Handel erhältlich, zunächst aber nur als Single-SIM-Variante. Eine Dual-SIM-Variante soll folgen. Der Preis ohne Vertrag liegt mit 214 Euro noch etwas höher als beim Vorgänger Lumia 640. Das startete seinerzeit für 179 Euro und liegt aktuell bei 130 Euro.