Testfazit

Testnote

2,9

befriedigend

Das Surface Pro 4 bietet starke Technik, Topverarbeitung und eine schlaue Gesichtserkennung. Dennoch entkommt es dem Tablet-Notebook-Dilemma nicht: Als Tablet ist die Akkulaufzeit zu kurz, für den Einsatz als Notebook ­wäre eine stabile Tastatur besser. Immerhin: Es ist deutlich leichter als ein Notebook, der Stift ist im mobilen Einsatz ideal, etwa für No­tizen, Datenbankeintragungen oder Grafik­bearbeitung.

Pro
  • Klapp-Ständer eingebaut
  • Hohe Performance
  • Schlankes Design
  • WLAN ac (2 Antennen)
  • Gesichtserkennung
Kontra
  • Kein USB-C
  • Proprietäres Ladekabel
  • Schwer
  • Bildschirmstift nicht im Gehäuse integriert (Magnethalterung)
  • Kurze Akkulaufzeit
Das Profi-Tablet Surface Pro 4 ist neben den ersten Lumia-Windows-10-Smartphones und dem Surface Book eine der wichtigsten Neuheiten von Microsoft im laufenden Jahr. Es bietet im Vergleich zum Vorgänger Surface Pro 3 nicht nur einen größeren Bildschirm, auch die Leistung hat der Hersteller kräftig aufgebohrt. Als Betriebssystem kommt Windows 10 Pro zum Einsatz. COMPUTER BILD hat das Surface Pro 4 ins Testlabor geschickt – und zeigt hier die Ergebnisse.

Erster Eindruck


Das Surface Pro 4 ist dünner und flacher als sein Vorgänger, das 12,3-Zoll-Display beeindruckt. Mit 793 Gramm ist es allerdings sehr schwer. Die charakteristische, kantige Gehäuseform ist geblieben. Ebenso beibehalten hat Microsoft die praktische Aufstellklappe, mit der sich das Tablet auf einem Tisch stufenlos im gewünschten Winkel arretieren lässt. Ein Bedienstift mit 1.024 Druckpunkten ist dabei, eine Tastatur müssen Sie separat kaufen. Beim Ausprobieren auf dem Schoß oder einem Tisch machte das Windows-10-Tablet eine gute Figur. Allerdings ist es mit seinen 793 Gramm deutlich zu schwer, um es bei der Nutzung in der Hand zu halten. Die Tastatur wirkt überzeugend und ist für professionelles Arbeiten deutlich besser geeignet als die etwas dünne Tastatur des kleineren Tablets Surface 3. Der Stift verfügt über durchdachte Details: So lässt sich die Rückseite als virtueller Radiergummi bei Skizzen und handschriftlichen Notizen verwenden. Ein einfacher Druck auf das Stiftende startet augenblicklich OneNote, ein Doppeldruck erstellt einen Screenshot und fügt ihn in eine neue OneNote-Notiz ein. Dass sich der Stift per Magnet einfach ans Gehäuse hängen lässt, ist zwar clever. Noch besser aber wäre ein Versenken des Surface-Stifts in einer Gehäuseöffnung gewesen, wie es etwa Samsung im Galaxy Note Pro 12.2 gezeigt hat. Wenn man das Gerät im Rucksack oder in einer Tasche trägt, kann der Stift trotz starker Magnetkraft vom Gehäuse abfallen.
Surface Pro 4
Das Surface Pro 4 im Check von COMPUTER BILD-Ressortleiter Christian Just.
Foto: COMPUTER BILD

Microsoft Hello in Aktion


Ein Highlight von Windows 10 ist die Möglichkeit, sich statt per Passwort mit biometrischen Verfahren an seinem Computer anzumelden. Also etwa per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Das Surface Pro 4 ist das erste Tablet mit geeigneten Frontkameras zur Gesichtserkennung. Im Test erkannte das Surface Pro 4 seinen Besitzer nach einiger Zeit zuverlässig und im Handumdrehen – nach entsprechendem Anlernen sogar mit oder ohne Brille. Beim ersten Versuch scheiterte die Gesichtserkennung ohne aktive Internetverbindung noch mit einer Fehlermeldung. Danach klappte die Erkennung stets auch dann schnell und zuverlässig, wenn das Tablet nicht online war. Ob der Unterschied am Aufspielen der aktuellen Windows-Updates lag oder ob das Tablet die Einrichtung noch nicht abgeschlossen hatte, war unklar. Etwas nervig: Beim Anschalten sollte das Tablet direkt aufs Gesicht ausgerichtet sein. Andernfalls muss man die Erkennung erneut von Hand starten. Im Alltag bringt die schnelle automatische Anmeldung per Gesicht auf jeden Fall deutliche Komfort-Vorteile. Zudem ist es Dritten nicht möglich, ein Passwort heimlich auszuspähen. Die Gesichtserkennungssperre ließ sich im Test zwar nicht vollständig knacken. Allerdings akzeptierte das Pro 4 auch einen künstlichen Kopf als „Gesicht”. Im Alltagsgebrauch dürfte es aber schwieriger sein, ein „echtes” Gesicht in 3D zu kopieren als einen Fingerabdruck.

Ist das Surface Pro 4 schneller als das iPad?


Das Arbeitstempo ist spitze. Bei der Vorführung liefen auch aufwendige Videoschnittprogramme wie Adobe Premiere tadellos. Weiterer Pluspunkt: Adobe will seine Profi-Software demnächst speziell für den Tablet-Betrieb auslegen. Im COMPUTER BILD-Testparcours erreichte das Surface Pro 4 Spitzen-Noten, scheiterte im praxisortientieren Tempotest allerdings beim Versuch, das iPad Air 2 zu überholen. Fairerweise muss man zugestehen: COMPUTER BILD hat lediglich das mittlere Modell mit Core-i5-Prozessor und 8 GB Speicher in den Test geschickt – mit 1.449 Euro ist es trotzdem nicht gerade billig. Das Spitzenmodell mit Core i7 und 16 GB RAM (Preis: bis 2.449 Euro) dürfte in den Tests schneller abschneiden, allerdings bietet auch Apple mit dem iPad Pro ein noch schnelleres iPad-Modell, das etwa beim Bedien- und Arbeitstempo deutlich höhere Noten als das mittlere Modell erzielte. Zudem ist der Tablet-Geschwindigkeitstest im COMPUTER BILD-Verfahren nicht an der reinen Prozessor-Kraft, sondern an der Alltagsleistung des Tablets insgesamt orientiert. Besser spielte der Intel-Prozessor seine Kraft im Notebook-Betrieb aus: Im Tempotest mit gängiger Software erklomm das Core-i5-Modell des Surface beinahe das Niveau des MacBook Air (Core i5), das vor allem dank der schnelleren SSD aber noch flotter arbeitet. Angeblich soll es mit Tricks, etwa durch die Installation eines Alternativtreibers auf eigenes Risiko, möglich sein, die Leistung des Surface Pro 4 beim Schreiben deutlich zu steigern. Andererseits bleibt abzuwarten, ob Microsoft selbst dieses Problem nicht durch ein in Kürze erwartetes Firmware-Update zumindest reduzieren kann.

First Look

Unboxing: Microsoft Surface Pro 4 mit Dock und Tastatur

Foto: Microsoft, COMPUTER BILD

Surface Pro 4 im typischen Surface-Design


Während der Vorgänger noch über ein 12 Zoll großes Display verfügt, spendiert Microsoft dem Surface Pro 4 einen 12,3-Zoll-Bildschirm mit satten 5 Millionen Pixeln (2736x1824, 267 ppi). Bis zu 512 GB SSD-Datenspeicher und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher stecken ebenfalls in dem 8,4 Millimeter flachen Gerät. Als Prozessor sind verschiedene Intel-Chips der Skylake-Serie verbaut. Für hohes Tempo sollte man statt des Einsteigermodells (Intel Core M) ein Modell mit Core-i5- oder noch besser Core-i7-Prozessor auswählen. Auch die Grafikleistung variiert mit der Wahl des Prozessors. Die Modelle mit Core-M-CPU laufen mit Intels HD-Grafik 515, die Core-i5-Modelle mit der etwas besseren Intel-HD-Grafik 520 und Modelle mit Core i7 mit Intel-Iris-Grafik. Ein separater Geforce-Grafikchip mit eigenem Speicher wie im Surface Book ist im Surface Pro 4 nicht verfügbar. Damit der Lüfter nicht allzu oft loslegt, hat Microsoft ein Kühlsystem aus passiver und Flüssigkühlung verbaut. Rückseitig verbaut Microsoft eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus, das Pendant in der Front knipst mit 5 Megapixel.

» Test: Microsoft Surface Pro 3

Das Zubehör


Wie Apple feiert Microsoft einen augenscheinlich einfachen Eingabestift als große Innovation. Den gab es schon vorher, doch die neue Variante bietet mehr Druckstufen und einen virtuellen Radiergummi. Beim ersten Ausprobieren ließ sich mit dem „Surface Pen“ gut arbeiten; auf Stifteingaben reagierte das Tablet sofort. Der Stylus lässt sich per Magnet direkt am Surface Pro 4 befestigen – so ist er jederzeit griffbereit und geht nicht verloren. Der Halt ist solide, beim Tragen geht der Stift so nicht verloren. In der Tasche sollte man den Stift aber separat verstauen. Das neue Type-Cover (in fünf Farbvarianten erhältlich) verwendet die von Notebook-Tastaturen bekannte Scheren-Mechanik und hat eine Hintergrundbeleuchtung integriert. Das Tippgefühl war im Test gut, allerdings ist die Tastaturbasis anders als bei Notebooks nicht ganz verwindungssteif und somit fürs Tippen auf dem Schoß nicht wirklich ideal. Das Trackpad registriert bis zu fünf Finger gleichzeitig und bietet im Vergleich zum vorigen Modell 40 Prozent mehr Fläche. Optional gibt es auch eine Anstecktastatur mit Fingerprint-Sensor, die zudem auch am Surface Pro 3 funktioniert. Die Anschlüsse: eine vollwertige USB-3.0-Buchse, Mini-DisplayPort für Monitore, microSD-Kartenschacht, Headset-/Mikrofon-Buchse. USB-C fehlt leider, das Aufladen klappt also nur mit Standard-Netzteilen. Neu ist die Dockingstation. Wer das ganze als Hauptrechner nutzen will, erhält mit der Erweiterungsbox für 230 Euro noch mehr Anschlüsse und Komfort: Sie bietet vier USB-3.0-Buchsen, zwei DisplayPort-Anschlüsse und eine Netzwerkbuchse. Prima: Das neue Zubehör für das Surface Pro 4 funktioniert mit dem Vorgänger. Ins Internet kommt man via WLAN-ac (MIMO-Technik mit zwei Antennen und theoretisch bis zu 867 Mbps), eine LTE-Variante gibt es vorerst nicht.

Maue Akkulaufzeit


Im leistungsstarken Notebook-Innenleben liegt auch die größte Schwäche des Surface begründet: Bei intensivem Nutzungsmix hielt der Akku nur kurze sechs Stunden durch. Im Vergleich zu anderen Geräten ist das schlichtweg zu wenig.

Verfügbarkeit und Preis


Der Verkauf des Surface Pro 4 hat vor Kurzem auch in Deutschland begonnen. Die Preise beginnen bei 999 Euro für die kleinste Variante mit Intel-Core-M-Prozessor. Deutlich mehr Leistung bieten die Varianten mit Core-i-Prozessoren. Alle Modelle finden Sie hier im Überblick – und aktuelle Preise nach Klick auf die Modellbezeichnung:
  • Surface Pro 4 mit Core-M-CPU WiFi 128 GB SSD und 4 GB RAM: UVP 999 Euro
  • Surface Pro 4 mit Core-i5-CPU WiFi 128 GB SSD und 4 GB RAM: UVP 1.099 Euro
  • Surface Pro 4 mit Core-i5-CPU WiFi 256 GB SSD und 8 GB RAM: UVP 1.449 Euro
  • Surface Pro 4 mit Core-i7-CPU WiFi 256 GB SSD und 8 GB RAM: UVP 1.799 Euro
  • Surface Pro 4 mit Core-i7-CPU WiFi 256 GB SSD und 16 GB RAM: UVP 1.999 Euro
  • Surface Pro 4 mit Core-i7-CPU WiFi 512 GB SSD und 16 GB RAM: UVP 2.499 Euro