Das Huawei P8 ist das neue Vorzeige-Modell des chinesischen Herstellers. Mit dem Nachfolger des Ascend P7 bläst Huawei zum Angriff auf die Platzhirsche Apple und Samsung. Das Huawei P8 kostet weniger als die Konkurrenz, vor allem im Vergleich zum iPhone 6, und verspricht mindestens die gleiche Leistung. COMPUTER BILD verordnete dem Schmuckstück deshalb den Labortest.

Redakteur Kai Zantke mit Huawei P8
COMPUTER BILD-Redakteur Kai Zantke mit dem neuen Huawei P8 bei der Präsentation in London.
Foto: COMPUTER BILD

Design: Metall statt Porzellan


Eigentlich überraschte die Vorstellung des P8 niemanden, denn über eine chinesische Seite drangen frühzeitig Informationen nach draußen. Nur die kryptische Google-Übersetzung einer angeblichen „Porzellan-Oberfläche“ bewahrheitete sich nicht. Es stellte sich heraus: Das Smartphone besitzt ein einfaches Metallgehäuse. Form und Verarbeitung erinnern sehr an einen Mix aus iPhone 5 und iPhone 6. Erhältlich ist es in Grau und Gold, die anderen beiden Varianten mit größerem Speicher erscheinen vorläufig nicht in Deutschland. COMPUTER BILD-Redakteur Kai Zantke sah sich das P8 in London genauer an und kam zum Fazit: „Sieht toll aus, fühlt sich toll an. Das Metallgehäuse ist gut verarbeitet, das Display macht sogar einen sehr guten Eindruck.“

First Look

Huawei P8: Edel-Smartphone unter die Lupe genommen

Foto: COMPUTER BILD

Prozessor: Zweimal vier Kerne


Das Labor bescheinigt dem Huawei eine gute Leistung: Huawei verbaut seinen hauseigenen Achtkern-Prozessor. Der liefert bei den vier schnellen Kernen eine Taktrate von 2 Gigahertz (GHz). Die anderen vier Kerne laufen mit 1,5 GHz und erfüllen die täglichen Standardaufgaben. Dieses Zusammenspiel funktioniert sehr gut und ergibt eine außerordentlich schnelle Bedienung. Mit der Note 1,59 für die Arbeits- und Bediengeschwindigkeit reiht sich das Huawei in die COMPUTER BILD-Top-10 der schnellsten Smartphones ein. Mit an Bord sind zudem üppige 3 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, 16 GB interner Speicher und ein Schacht für Speicherkarten.
Die ersten Bilder vom Huawei P8
Die ersten Bilder vom Huawei P8

Tolles Display, aber an Technik fehlt einiges


Die positive Meinung des Redakteurs untermauert der Labortest: Das helle, 5,2 Zoll große Display mit 1920x1080 Pixeln leuchtet mit etwas über 500 cd/m² sehr hell und ermöglicht müheloses Ablesen bei Sonnenschein. Dafür sorgt auch der starke Kontrast von 1048:1. Sowohl die Helligkeit als auch der Kontrast entsprichen den Displaydaten des Apple iPhone 6 Plus. Allerdings ist das P8 bei der Farbtreue nicht ganz so genau: 95,2 Prozent konkurrieren mit einer Farbtreue des iPhone von 98,6 Prozent. Der Unterschied ist aber nur unter Laborbedingungen zu erkennen. Internetverbindungen stellt das P8 über LTE (Cat4) und WLAN-n her. Der aktuelle WLAN-ac-Standard fehlt, was für ein Oberklasse-Modell verwundert. Zudem beherrscht es auch nur das 2,4-GHz-WLAN – enttäuschend. Weitere Beigaben umfassen Bluetooth 4.1, NFC, GPS und Glonass zur Positionierung. Android kommt in Version 5.0 mit Huaweis Emotion UI zum Einsatz.

Akku und Stromspartricks


Der 2.680 mAh fassende Akku reicht für einen langen Arbeitstag aus. Im Labor hielt er gute 11,5 Stunden durch. Dabei simuliert das COMPUTER BILD-Labor einen praxisnahen Mix aus unterschiedlichen Alltagsaufgaben. Das P8 bietet allerdings einige Akku-Spartricks, die der automatisierte Test nicht nachstellen kann. So kennt es den Standort des heimischen WLANs und deaktiviert das WLAN-Modul, wenn keine bekannten Netzwerke in der Nähe sind. Außerdem macht es auf stromfressende Apps im Hintergrund aufmerksam und beendet sie auf Wunsch. Durch diese Hilfestellungen sollte sich die Akkulaufzeit noch erhöhen.

Kamera trumpft bei wenig Licht auf


Mit 13 Megapixeln auf der Rückseite und 8 Megapixeln auf der Front ist man gut gewappnet. Noch mehr: Huawei behauptet, man habe die beste optische Bildstabilisierung auf dem Markt. Und ein Vierfarb-Sensor (RGBW statt RGB) soll für eine besonders gute Fotoqualität sorgen. Im ersten Praxis-Test überzeugte die Kamera mit hellen, rauscharmen Bildern. Auch unter Laborbedingungen konnte sich die Kamera durchsetzen. Zwar lautet das erschütternde Urteil der Labor-Techniker für Bilder bei wenig Licht „unpräziser Weißabgleich, störendes Rauschen und sichtbare Kantenungenauigkeiten", doch die vergleichen die Kamera mit einer deutlich teureren Spiegelreflex-Kamera. Im Vergleich zu anderen Smartphones wie dem Samsung Galaxy S6 (Note: 4,8) oder dem Apple iPhone 6 (Note: 4,20) schneidet das Huawei P8 mit der Note 4,0 deutlich besser ab. Bei Tageslicht hingegen liefert es zwar gute Bilder ab (Note 2,46), doch die können gegen die Konkurrenz nicht bestehen. Das Galaxy S6 schafft bei Tageslicht-Aufnahmen die Note 2,05, das iPhone 6 gar eine 1,97.

Gute Auswahl an Fotoeffekten


Zum einen gibt es eine manuelle Belichtungseinstellung um Straßen bei Nacht in Szene zu setzen. Zum anderen sollen sich aber auch andere Smartphones bei einer Videoaufnahme einbinden lassen. In wenigen Schritten soll dann aus verschiedenen Quellen ein zusammengeschnittenes Video entstehen. Dabei sind aber – anders als bei den Flaggschiffen von Samsung und Apple – keine Zeitlupe-Videos möglich, denn die maximale Bildwiederholrate beträgt nur 30 Bilder pro Sekunde. Galaxy S6 und iPhone 6 schaffen 240 Bilder pro Sekunde. Zumindest einen Zeitraffer brachte Huawei noch unter.

Hinter den Kulissen der schnellen Technik


Alle leicht nachzukontrollierenden Funktionen meistert das Huawei P8 mit Bravour. Doch Huawei muss irgendwo sparen, um einen niedrigeren Preis anzubieten. Das schaffen die Chinesen nicht nur durch das Weglassen einer Zeitlupenfunktion, sondern auch durch einen langsamen USB-Chip: Bei der Datenübertragung per Micro-USB-Buchse lässt sich das P8 mächtig Zeit. Daten kriechen mit 6,5 MB/s zum Gerät und verlassen es mit einer langsamen Rate von 9,2MB/s. Das es schneller geht, beweisen fast sämtliche Smartphones in der Top 10-Bestenliste. Fast genauso lahm klappt es andererseits beim HTC One (M9) oder dem Sony Xperia Z3.

P8 Max: Der große Bruder


Gleichzeitig stellte Huawei jetzt auch ein Phablet mit Riesen-Display vor: Das Huawei P8 Max ist mit einer Diagonale von 6,8 Zoll das größte Smartphone der Welt – derzeit jedenfalls. Auch der Akku ist mit 4.360 mAh extrem groß. Das P8 Max ähnelt dem bereits bekannten Huawei Mate 7, das aber „lediglich“ ein 6-Zoll-Display vorweist. Technisch unterscheidet es sich vom normalen P8 in einigen Details: So ist der flotte WLAN-ac-Standard eingebaut, dafür aber nur Bluetooth 4.0. Zum Vergleich: Dem P8 hingegen fehlt WLAN-ac, dafür hat es das neuere Bluetooth 4.1. Der Prozessor im P8 Max ist mit 2,2 GHz höher getaktet.

Preise und Verfügbarkeit


Das Huawei P8 kommt Mitte Mai 2015 für 499 Euro (16 GB) und für 599 Euro (64 GB) auf den Markt, das für später geplante Huawei P8 Max soll 549 (16 GB) oder 659 Euro (64 GB) kosten.

Fazit: Huawei P8


Auf den ersten Blick ist das Huawei P8 ein Oberklasse-Modell zu einem fairen Preis – vergleichbare Geräte der Konkurrenz kosten etwa das Doppelte. Richtig billig ist der Einstiegspreis von knapp 500 Euro allerdings auch nicht, allenfalls im Vergleich zu Highend-Produkten wie Galaxy S6 und iPhone 6. Hinzu kommt, dass Huawei an vielen Stellen gespart hat: Die Kamera kennt keine Zeitlupen-Aufnahmen, das aktuelle und schnelle ac-WLAN fehlt. Dafür knipst die Kamera gute Bilder, die sich insbesondere bei Nacht durchaus mit dem iPhone 6 messen können. Und das Design ist zweifelsfrei Spitzenklasse. Das Huawei P8 ist ein gelungener Allrounder ohne größere Schwächen, aber vielen Stärken. Wen es nach mehr Akkulaufzeit und riesigem Display dürstet, der sollte einen Blick auf das P8 Max werfen.