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Fitbit Alta HR im Dauertest Was das Fitnessband am Handgelenk wirklich taugt

Fitbit's new Alta HR
Das neue Armband Fitbit Alta HR misst auch den Puls. Die Armbänder und deren Farben lassen sich auswechseln.
© Mark Lennihan/AP
Seit Jahrzehnten treibt stern-Autor Till Bartels Sport. Einen Fitness-Tracker brauchte er dafür nie. Dann hat er das neue Armband Fitbit Alta ans Handgelenk gepackt - mit überraschendem Ergebnis.

Schmal wie das Armband einer Damenuhr ist der schwarze Fitbit-Tracker Alta HR. Das Display soll nicht nur meine täglich zurückgelegte Schrittzahl anzeigen, sondern Aufschluss über meinen Gesundheitszustand geben. Dabei hilft ein Pulssensor: Zwei Leuchtdioden auf der Unterseite messen ständig meinen Herzschlag.

Seit einem Monat habe ich das Hightech-Armband tagsüber und auch nachts am Handgelenk. So erfahre ich, wie mobil ich bin und mit wie wenig Schlaf ich auskomme. Schon nach wenigen Tagen setzt ein Dialog mit dem Display ein: Ich werde gelobt und zu noch mehr Bewegung animiert. Ich gebe zu: Rasch hatte mich das Armband im Griff und ermunterte mich zu Umwegen mit dem Rad, weiteren Läufen, nur um eine weitere Schwelle von Schrittzahlen zu knacken. Doch meine Erfahrungen der Reihe nach.

Wie fast jedes Fitnessband lässt sich auch das Alta HR nur in der Kombination mit der passenden App nutzen. Bei iTunes und Google Play kann man sich die Fitbit-App kostenlos herunterladen. Das Nutzerkonto ist in wenigen Minuten angelegt.

Inbetriebnahme: Minuspunkte

Auspacken, aufladen und loslaufen? Fehlanzeige, so einfach geht das nicht. Zwar ist der Akku des Fitnessarmbandes bereits halb aufgeladen, aber mein Exemplar verlangt eine Aktualisierung der Firmware. Die Bluetooth-Verbindung zur Smartphone-App ist rasch hergestellt, aber das Update funktioniert nicht. Also lade ich die App auch auf mein Tablet mit einer älteren Android-Version herunter und nehme Verbindung mit dem Fitbit auf. Das Log-in verläuft reibungslos, nicht aber die Aktualisierung. Erst beim dritten Versuch per PC über die Website mit einer Kabelverbindung zum Armband wird die aktuelle Software überspielt.

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Der Packung sind neben dem Armband noch ein Ladekabel mit USB-Anschluss und Sicherheitshinweise beigelegt. Es fehlt eine Bedienungsanleitung. Denn leider ist bei Fitbit nicht alles selbsterklärend. Keine Hinweise auf die Eingabe der individuellen Schrittlänge und weiteren Feinheiten im Menü. Muss ich das Armband vor dem Duschen ablegen? Solche Basics vermisse ich auch beim Lesen der Produktanleitung als PDF.

Display: ok

"Los, los, los!" signalisiert mir ein Schriftzug auf dem Display, das bei einer bestimmten Handbewegung von selbst anspringt und die Uhrzeit anzeigt. Mit jeder Berührung werden weitere Zahlen und Symbole abgerufen, die ich nach und nach enträtseln kann. Nachteil: Die Anzeige passt sich nicht den Lichtverhältnissen an, ist bei Sonnenschein kaum ablesbar.

Fitbit Alta HR
Die Anzeige auf dem Fitbit Alta HR: Mit jedem Fingertipp wechselt das Display zwischen Schrittzahl, Herzfrequenz, zurückgelegter Entfernung, verbrannte Kalorien, Uhrzeit und Aktivitätsminuten.
© stern.de

Bewegungserkennung: sehr gut

Was mich verblüfft: Der Alta erkennt automatisch, welchen Sport ich betreibe, ob Joggen, Radfahren oder Crosstrainer. Doch die Leistungseinheiten, die Anzahl der Schritte, fallen ganz unterschiedlich aus. Laufen und Nordic Walking bringen viel, Fahrradfahren weniger ein. Das halbstündige Krafttraining bei Kieser an Geräten schlägt mit nur 130 Schritten zu Buche. Werkseitig eingestellt ist das Tagesziel von 10.000 Schritten. Am meisten aber bringt das Treppensteigen.

Warum ich einige Tage aussetzen muss

Am dritten Tag entdecke ich vor dem Duschen, als ich das Armband ablege, dass meine Haut am Handgelenk stark gerötet ist. Genau dort, wo die Dioden die Pulsfrequenz messen. Reagiert meine Haut allergisch?

Also verordne ich mir für zwei Tage eine Armband-Pause. Binnen kurzem hat sich alles normalisiert. Ich lege das Armband wieder um - ohne weitere Probleme in den nächsten Wochen, wie sich herausstellt.

Raketenstart in der Elbphilharmonie

Als ich kurz darauf ein Konzert auf einem der billigen Plätze der Elbphilharmonie besuche, vibriert das Armband und beglückwünscht mich mit einem Raketenstart auf dem Display: 8000 Schritte erreicht. Kein Wunder, denn vom Eingang habe ich trotz des minutenlangen Stehens auf der langen Rolltreppe bis in den obersten Rang des Gebäudes 900 Schritte auf unzähligen Treppenstufen zurückgelegt.

Tagesfazit: Im großen Kreis werden die Schritte gelistet, darunter die zurückgelegten Kilometer, verbrauchten Kilokalorien und die Aktivitätsminuten.
Tagesfazit: Im großen Kreis werden die Schritte gelistet, darunter die zurückgelegten Kilometer, verbrauchten Kilokalorien und die Aktivitätsminuten.
© Screenshot

Schwächen an der Alster

Für Hamburger gilt die Runde um die Außenalster als klassische Trainingsstrecke nach Feierabend. Das Armband merkt, ob ich jogge oder auf dem Bike unterwegs bin. Genial wäre es, wenn das Menü auch die Strecke und Laufzeiten festhalten würde. Durch Zufall entdecke ich beim Spielen mit dem Menü der App unter Training, wie das Armband mit dem GPS des Handys auch die Laufstrecke in einer Google-Map aufgezeichnet. Doch als einmal die sieben Kilometer per Rad abfahre, glaubt die App, dass ich gelaufen sei.

Fitbit-App
Die Fitbit-App zeichnet bei aktivierten GPS-Einstellungen die Joggingstrecke auf und markiert jeden zurückgelegten Kilometer. 
© Screenshot

Was ich super finde: Wenn ich einen bestimmten Modus aktiviere, sagt mir eine Stimme des Smartphones, wenn ich wieder einen weiteren Kilometer absolviert habe. Eine Woche hält der Akku im Armband durch, dann muss er aufgeladen werden.

Tages- und Wochenberichte: sehr detailliert

Wenn ich abends nach Hause komme, gleiche ich per Bluetooth die gesammelten Daten ab und studiere meine Aktivitäten wie die zurückgelegte Wegstrecke, Schritte, verbrauchte Kalorien und die gesamten Aktivitätsminuten. Alles wird mir optisch gut aufbereitet angezeigt.

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Auswertung auf dem Tablet mit der Fitbit-App: Beim Ausdauertraining mit dem Rad wird links in der zackigen Kurve die Herzbelastung angezeigt. Rot steht für Höchstbelastung. Rechts ein Diagramm mit der Schrittanzahl im Tagesverlauf.
Auswertung auf dem Tablet mit der Fitbit-App: Beim Ausdauertraining mit dem Rad wird links in der zackigen Kurve die Herzbelastung angezeigt. Rot steht für Höchstbelastung. Rechts ein Diagramm mit der Schrittanzahl im Tagesverlauf.
© Screenshot

Besonders interessant sind die Unterrubriken wie Herzfrequenz und Schlafrhythmus. Bei letzterem kommt heraus, dass ich keine Nacht mehr als sechs Stunden schlafe und meine Tiefschlafphasen sehr kurz sind. Da verwirrt mich Fitbit, denn bisher dachte ich, dass ich eigentlich gut schlafe. Anscheinend liegt hier ein Messfehler vor.

Fazit

Ich bekenne: So ein Fitnessband hat Suchtpotential und stärkt den Bewegungstrieb enorm. Sitzt man auch nur zwei Stunden am Schreibtisch, wird man ermuntert, sich die Beine zu vertreten. Wer sich darauf einlässt, erntet viel Lob und erreicht locker das Ziel von 10.000 Schritten pro Tag.

Das Alta HR kann sogar noch viel mehr: Wer täglich auf die Waage steigt, kann sein Gewicht und die Menge des getrunkenen Wassers eingeben. Auch besteht die Möglichkeit, sich Anruf-, SMS- und Kalenderbenachrichtigungen auf dem Display anzeigen zu lassen.

Jede Woche erhalte ich von Fitbit per E-Mail eine Zusammenfassung meiner Aktivitäten. Klar, die App sammelt Daten, eben auch sehr persönliche, die auf einem Server des US-Unternehmens gespeichert werden. Deren Datenschutzrichtlinie verspricht, dass kein Handel mit den sensiblen betrieben wird. "Sollten wir deine Daten weitergeben, informieren wir dich, sofern möglich, vorher per E-Mail, es sei denn, dies ist uns per Gerichtsbeschluss untersagt", heißt es im Kleingedruckten.

Ein Freund von mir, der mich auf das Fitnessarmband ansprach, meinte scherzhaft: "Jetzt weiß die NSA mehr über dich als dein Hausarzt."

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