Alles zum kleinen iPad Pro
Apple iPad Pro 9,7 Zoll im Test: Bestes Tablet, aber kein PC-Ersatz
Uhr
Testfazit
Testnote
2,2
gut
Apple erfindet sein Tablet nicht neu! Allerdings verbessern die Kalifornier ihr bisheriges Aushängeschild mit dem schnelleren Prozessor, einem erfreulich hellen sowie farbenfrohen Display, den vier gut klingenden Lautsprechern und der für Tablet-Verhältnisse ordentlichen Kamera. Sowohl das iPad als auch das optional erhältliche Zubehör (Tastatur und Stift) sind Apple-typisch hochwertig verarbeitet, aber alles andere als preiswert. Unverständlich bleiben die im Vergleich zum großen Pro-Bruder vorgenommenen Einsparungen (halbierter Arbeitsspeicher und etwas weniger Prozessor-Leistung) und die Entscheidung, statt auf das vom Mac bekannte OS X zu wechseln, lieber im eingeschränkten iOS-Kosmos zu bleiben. Das macht das iPad Pro zum bislang besten Tablet, mehr aber auch nicht! Von den Möglichkeiten eines PCs oder Macs ist das neue iPad noch weit entfernt.
- Edles Design mit hochwertiger Verarbeitung
- Heller und farbenfroher Bildschirm
- Kamera mit ordentlicher Foto-Qualität
- Für Tablet-Verhältnisse toller Raumklang mit vier Lautsprechern
- Vergleichsweise leichtes Gewicht
- Innovation mit Apple-SIM
- Technische Einsparungen gegenüber dem 12,9 Zoll großen iPad Pro
- Kamera ragt aus dem Gehäuse raus
- Alles andere als preiswert, besonders das Zubehör
- Tastatur nur mit US-Layout erhältlich, dadurch nur bedingt einsetzbar
Technik: Guter Klang, schnell mit Einschränkungen
Im Vergleich zum iPad Air 2 nahezu unveränderten Aluminiumgehäuse setzt Apple wie beim iPad Pro auf den bekannten A9X-Prozessor (64-Bit-fähig). Daneben steckt der Co-Prozessor M9, der unter anderem die Fitnessdaten erfasst und verwaltet. In den Grafik-Benchmarks gibt es zwischen den beiden Pro-Modellen aber spürbare Unterschiede. Hier macht sich der geringere Arbeitsspeicher (2 anstelle der 4 Gigabyte) und die kleinere Prozessor-Taktung (2,16 statt 2,24 Gigahertz) bemerkbar. Für viele Anwender ist das eine verschmerzbare Nachricht, die sich im normalen Alltag kaum bemerkbar macht. Wer das Tablet aber als PC-Ersatz in Erwägung zieht und gerne mal ein 4K-Video schneidet, sollte besser zur größeren Variante greifen.Wie beim großen iPad Pro, sorgen auch in der kleineren Variante vier Lautsprecher für den guten Ton. In jeder Ecke befindet sich einer. Im Testlabor überzeugten die Lautsprecher mit einer ordentlichen Klangqualität, erreichten am Ende die Note 3,25. Das ist für Tablet-Verhältnisse ein ordentlicher Wert. Im Hörstest klingen die Lautsprecher natürlicher und erstaunlich lauter als die im iPad Air 2 verbauten Pendants. Gerade beim Spielen oder Betrachten von Filmen weiß der räumlich wirkende Klang zu überzeugen. Die Rundumbeschallung wirkt sich aber auf die Akkuleistung aus: Bei intensiver Nutzung geht dem iPad Pro mit 9,7 Zoll nach neun Stunden und 46 Minuten die Luft aus. Durch das kleinere Netzteil (nur noch 10 statt 12 Watt) dauert das Aufladen gut vier Stunden – das ist entschieden zu viel! Ähnlich lange brauchte auch schon der der große 12,9-Zoll-Bruder, der schon nach gut siebeneinhalb Stunden schlapp macht. Überraschend: Das iPad Air 2 hält mit zehn Stunden und 25 Minuten fast 40 Minuten länger durch.
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Display: Scharfes, aber kein Vergleich zum iPhone
Das größere iPad Pro kommt auf eine Bildschirmdiagonale von 12,9 Zoll, der kleine Bruder auf die vom iPad Air 2 bekannten 9,7 Zoll. Auswirkungen auf die Schärfe hat das aber nicht – durch die unterschiedliche Auflösung (2048x1536 Pixel beim 9,7er-Modell, das größere stellt 2732x2048 Pixel dar) bleibt die Bildpunktdichte bei 264 ppi. Das ist für den Otto-Normal-Nutzer scharf genug, aber weit entfernt von dem knackigen Bild der aktuellen Top-Smartphones. Zum Vergleich: Apples iPhone 6S Plus erreicht deutlich schärfere 401 ppi, das gleich große Galaxy S7 Edge sogar 534 ppi. Demnach ist Samsung neustes Flaggschiff doppelt so scharf wie das iPad Pro 9,7 Zoll! Wer vorher auf sein Handy geschaut hat, merkt das auf den ersten Blick. Mit 1083,7:1 bietet der Bildschirm mehr Kontrast als das iPad Air 2 (924:1). Die gleichzeitige Messung der Display-Helligkeit bringt einen Wert von 511,2 Candela pro Quadratmeter hervor. In Kombination mit dem weniger reflektierenden Display sind alle Inhalte so auch draußen noch gut ablesbar. Die Farbdarstellung bestätigt den postiven Eindruck. Farben stellt es mit der bemerkenswert hohen Farbtreue von 98,1 Prozent besonders natürlich dar. Eine Eigenschaft, die das iPad Pro auch für Grafiker interessant macht.
True Tone: Angenehmes Farb-Wechselspiel
Der Clou beim Bildschirm: Eingebaute Sensoren erkennen die Lichtintensität in der Umgebung und passen die Hintergrundbeleuchtung und Farbtemperatur des iPad Pro 9,7 Zoll dynamisch an. Bei Dämmerung reduziert das Gerät so zum Beispiel den Blauwert – das schont die Augen und funktioniert erstaunlich gut. Apple nennt das „True Tone“-Technik. Die Funktion ist ab Werk eingestellt, lässt sich über die Einstellungen aber auch jederzeit wieder abstellen. Die gleiche Technik kommt übrigens auch bei allen anderen Apple-Geräten im mit iOS 9.3 eingeführten Nachtmodus (Night Shift) zum Einsatz, wenn auch nur zeitgesteuert. Stellt sich die Frage, in welchen Farbtemperatur-Bereichen sich Apple hier genau bewegt? Ist Night Shift deaktiviert, strahlen Sie ganze 6.550 Kelvin an. Bei eingeschaltetem Nachtmodus (folgendes Bild) reduziert sich die Temperatur auf fürs Auge angenehme 4.232 Kelvin.
Gewohnte Optik mit Ausnahme-Kamera
Die optische Ähnlichkeit zwischen dem neuen iPad Pro und dem Air 2 bestätigt der klassische Messschieber. Die erfreulich kompakten Maße mit 240x170x6,1 Millimeter identisch. So ist es auf dem ersten Blick schwer, die beiden Modelle auseinanderzuhalten. Die größten Unterschiede neben den Lautsprechern: Bei der Cellular-Version mit mobiler nano-SIM-Karte ist die Antenne optisch ansprechender verbaut. Die Plastikabdeckung hat ausgedient! Dafür ragt die Kamera-Linse wie bei dem iPhone 6S (Plus) auffällig stark aus der Rückseite hervor. Schon beim iPhone 6 und dem S-Nachfolger stritten sich die erhitzten Gemüter über die hervorstehende Linse. Da Apple überraschenderweise die gleiche iSight-Kamera (wie beim 6S Plus mit Bildstabilisator) auch im kleineren iPad Pro verbaut, feiert die gewöhnungsbedürftige Optik auch in Apples Tablet ihren Einstand.Sowohl die Vorderkamera (5 Megapixel) als auch die hintere Linse (12 Megapixel) schießen ordentliche Fotos, kommen aber nicht an die Qualität der aktuellen iPhone-Generation heran. Das reicht jeweils für die COMPUTER BILD-Note 2,60 und ist für Tablet-Verhältnisse ein guter Wert. Die hintere Kamera des iPad Pro mit 12,9 Zoll kommt zum Beispiel „nur“ auf die Note 2,93. Demnach nähern sich die Mini-Computer mit großen Schritten der hohen Qualität von Smartphones an. Manko: Videos und Facetime-Telefonie nimmt die Vorderkamera des 9,7-Zoll-Modells nur in HD-Auflösung (1280x720 Pixel) auf.
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Apple-SIM: Mobil surfen ohne SIM-Karte
Die Cellular-Version des iPad Pro mit 9,7 Zoll enthält neben dem üblichen SIM-Karten-Fach noch eine integrierte Apple-SIM. Das eingebaute SIM-Kartenmodul hilft bei einem einfachen Wechsel zwischen Prepaid-Anbietern, die sich über die Einstellungen direkt buchen lassen. Gerade für den Urlaub ist das eine interessante Alternative. In Deutschland ist die von Apple angebotene Vielfalt noch überschaubar: Bislang bietet ausschließlich die Telekom einen passenden Datentarif (Data Start Flat) an. Für 1 Gigabyte Datenvolumen und eine auf 16 MBit/s limitierte Download-Geschwindigkeit verlangt der Mobilfunk-Gigant monatlich 15 Euro. Wichtig: Unabhängig von der Apple-SIM verrichtet der normale Nano-SIM-Kartenschacht seine gewohnte Funktion.
Apple Pencil: Malen nach Zahlen
Zum Thema Multimedia: Wie das große iPad Pro, unterstützt auch das geschrumpfte iPad Pro den Apple Pencil. Der mit 109 Euro alles andere als preiswert und optional erhältliche Stift erlaubt präzise Eingaben und reagiert sehr feinfühlig auf vom Nutzer ausgeübten Druck. Das Schreiben und Zeichnen auf dem Tablet funktionierte im Test gut, abgestützte Finger und Handballen werden nicht als Eingabe interpretiert. Allerdings gibt es eine kleine, jedoch wahrnehmbare Verzögerung, die gerade Anfangs irritiert. Zudem ist ein minimaler Versatz zwischen Stift und Eingabe erkennbar. Das kostet Konzentration und lädt zum Schludern ein. Wer seinem Nachwuchs hier das Schreiben beibringen will, muss mit unschönen Resultaten rechnen. Ein weiteres „Problem“, das sich im Vergleich mit geduldigem Papier ergibt: Der Bildschirm vermittelt ein anderes Schreibgefühl. Das gewohnte, direkte Feedback – beispielsweise von einer Tischplatte – fehlt. Schade: Die Schreib- beziehungsweise Malfunktion lässt sich nur mit darauf ausgelegten Apps nutzen. Die Oberfläche und alle anderen Programme erkennen den Stift nur als einfachen Finger. Des Weiteren liefert Apple beim Zubehör keine Schlaufe für den Apple Pencil mit, der so schnell mal verloren gehen kann.
Tastatur: I don't speak English!
Wie beim 12,9-Zoll-iPad dient der „Smart Connector“ erneut als Schnittstelle für eine Tastatur. Er ist unauffällig an der Seite angebracht. Der Vorteil: Die in Form eines Smart-Covers aufgebaute Tastatur braucht so keinen separaten Akku mehr, umständliches Koppeln per Bluetooth ist ebenfalls nicht nötig. Druckpunkt und Tastenanschlag sind für eine derartige Lösung überraschend präzise. Zudem ist ausreichend Platz zwischen den Tasten vorhanden. Zum Schreiben eines Romans ist die Apple-Tastatur trotzdem nicht geeignet. Gerade für Schnelltipper und Zehn-Finger-Schreiber ist die verkleinerte Fläche ungewohnt. Wer jeden Buchstaben einzeln begutachtet, hat ein größeres Problem: Bislang ist nur die US-Version mit einem hierzulande ungewohntem Tastaur-Layout verfügbar. Das Rätselraten, wo eigentlich der Bindestrich oder Umlaute liegen, kostet viel Zeit und ist ein echtes Problem. Tipp der Redaktion: Zehn-Finger-Schreiber stellen die Tastatur in den Einstellungen besser gleich auf die US-Form um – das spart Zeit und schont die Nerven.Und noch etwas spricht gegen den Einsatz als Laptop-Ersatz: Der vom Smartcover bekannte Aufbau ist gerade auf unebenen Fläche extrem wackelig. Das iPad befindet sich fast in der Mitte, der Schwerpunkt des Geräts lässt es so recht schnell nach vorne kippen. Ein schnelles Tippen auf dem Schoss wird so zur echten Bewährungsprobe. Wer sich dennoch für die mit 169 Euro alles andere als preiswerte Tastatur entscheidet, sollte noch 10 Euro drauflegen. Dafür gibt es im Internet schon Tastatur-Aufkleber vom MacBook Air, die dank ob der gleichen Tastengröße passen. Derartige Bastelarbeiten sind gerade für ein Apple-Gerät und den aufgerufenen Preis keine Dauerlösung, derzeit aber aus Ermangelung an Alternativen noch die beste Wahl. Ein kleiner Trost: Laut Apple arbeitet man aber bereits an weitere Tastatur-Layouts. Unklar ist, wann diese in den Handel kommen.
iPad Pro 9,7 Zoll: Preis und Release
Am 31. März 2016 startete der offizielle Verkauf des iPad Pro mit 9,7 Zoll. Die Einstiegsvariante mit 32 Gigabyte Speicher kostet 689 Euro. Damit ist sie deutlich günstiger als das vergleichbare Modell des groß geratenen iPad Pro, für das nach wie vor noch mindestens 907,33 Euro fällig sind. Für die Speichervarianten mit 128 beziehungsweise 256 Gigabyte verlangt Apple 869 beziehungsweise 1.049 Euro. Sie lesen richtig: Die 64 Gigabyte-Version streicht Apple komplett. Wer unterwegs auch ohne Smartphone-Hotspot mobil sein möchte, legt für die Modelle mit eingebautem LTE-Funk jeweils 150 Euro mehr auf den Tisch. Pünktlich zum Verkaufsstart hatte COMPUTER BILD das neue iPad in einem großen Live-Test auf Herz und Nieren getestet und ließ die Leser am Test-Prozedere teilhaben. Wer den Live-Test verpasst hat, kann die Ticker hier noch einmal nachlesen – und hautnah bei der Entstehung des iPad-Tests dabei sein!