Testfazit

Testnote

2,3

gut

Das aufgefrischte Menü vom Apple TV 4 gefällt, dank App-Store ist es deutlich vielseitiger als seine Vorgänger. Insbesondere die große Spiele-Auswahl fällt auf. Apps von Mediatheken und Video-Streaming-Diensten sind dagegen noch rar. Mit Siri können Nutzer per Spracheingabe Filme bei iTunes und Netflix finden, andere Apps arbeiten bislang leider nicht mit Siri zusammen. Noch störender als die dadurch inkonsistente Bedienung ist die teils nur mäßige BIldqualität: Filme aus Mediatheken ruckeln heftig, vom iPhone per Airplay übertragene Fotos und Filme sind unscharf. Das muss besser werden.

Pro
  • App-Store mit vielen Spielen
  • Einfache Bedienung
  • Treffsichere Spracherkennung
Kontra
  • Sprachsteuerung nicht durchweg verfügbar
  • Bild zum Teil mäßig
Apple-Chef Tim Cook sprach bei der Präsentation des neuen Apple TV 4 von einer Revolution – aber andere Streaming-Boxen oder Smart-TVs boten einen ähnlichen Funktionsumfang schon länger. Dafür verfügt das Apple-Gerät über viel internen Speicher und eine gute Filmauswahl. Ob der hohe Preis von 179 beziehungsweise 229 Euro gerechtfertigt ist, zeigt der folgende Test. Über aktuelle Entwicklungen informiert die folgende News-Stecke.

Neue Oberfläche und Fernbedienung


Seit Apples Hardware-Design-Chef Jonathan Ive auch für das Software-Design zuständig ist, hat der Konzern die Benutzeroberflächen kräftig überarbeitet. Ob Mac OS X oder iOS – die Systeme wirken deutlich aufgeräumter und klarer als früher. Jetzt hat sich Ive auch dem Menü vom Apple TV angenommen. Die neue Version wirkt klarer und heller, einen großen Unterschied zu den Oberflächen von Android TV oder Fire TV findet man nicht.

Unboxing

Unboxing: Das neue Apple TV 4 im Check

Foto: COMPUTER BILD

Größer sind die Unterschiede bei der neuen Fernbedienung vom Apple TV. Die hat nun anstelle des Rings zur Cursor-Steuerung ein Touchpad. So kann man mit dem Daumen schnell durch die einzelnen Menüs huschen oder die Bildschirmtastatur bedienen. Das erfordert jedoch Übung. Tester mit weniger sensiblem Daumen schossen immer wieder übers Ziel hinaus. Sehr gut lässt sich mit dem Touchpad in Filmen vor- und zurückspulen – eine tolle Funktion, die Amazon & Co. bisher vermissen lassen. Und ein Riesen-Vorteil gegenüber dem ärgsten Konkurrenten Amazon Fire TV: Die Fernbedienung hat Lautstärketasten. Das Fire TV kann geeignete Fernseher per HDMI in der Lautstärke regeln oder die Lautstärke-Befehle der TV-Fernbedienung lernen. Das Ergebnis ist das gleiche: Man hat nur eine Fernbedienung in der Hand, beim Fire TV dagegen zwei. Das Apple TV kann außerdem den Ton per Bluetooth ausgeben, zum Beispiel an Kopfhörer oder Bluetooth-Boxen.

Mehr Apps und ein eigener Store


Bisher konnten Nutzer eines iPads oder iPhones in vielen Apps den Bildschirminhalt des Mobilgeräts aufs Apple TV übertragen – einen eigenen App-Store für das Gerät gibt es bisher aber nicht. Das ist nun anders: Apple bietet eigens für Apple TV programmierte Anwendungen an. Dabei versucht Apple natürlich, den Nutzer im eigenen Universum zu halten: Filme und Serien gibt es bei iTunes, Musik von Apple Music und Fotos von der Apple Cloud. Immerhin: Netflix und Watchever sind auch an Bord, ebenso wie die Mediatheken von Arte und ZDF sowie eine Shopping-App und jede Menge Spiele. Die großen Video-Plattformen Dailymotion, Vimeo und YouTube sind ebenfalls vertreten. Allerdings ist insbesondere YouTube nicht leicht zu finden: Im Hauptmenü zeigt das Apple TV mehrere Kategorien „Apps entdecken“ und „Die besten neuen Apps“. Weitere findet man nur über eine gezielte Suche. Die Auswahl darüber hinaus ist außerdem bislang mau: TV-Dienste wie Magine und Zattoo fehlen ebenso wie weitere Streaming-Anbieter wie Maxdome oder Watchever. Auch für Musik-Hörer ist die Auswahl mit Internetradio und Videoclips von der Vevo-App noch klein. Aber: Mit der WLAN-Variante AirPlay lassen sich Musik und Videos anderer Apps auf das Apple TV übertragen.


Verbesserte Suche dank Siri


Die Suche nach den gewünschten Filmen will die Sprachassistentin Siri erleichtern. Statt Film-Titel einzutippen, spricht man sie bei gedrückter Mikrofon-Taste in die Fernbedienung. Auch nach Schauspielern oder einzelnen Episoden von Serien kann Siri suchen. Die Erkennung klappte im Test gut, auch bei einem Mix aus Deutsch und Englisch. Fragt man Siri etwa „Wo läuft Better Call Saul“, zeigt das Apple TV die Treffer bei iTunes und Netflix. Man muss aber erst in die jeweiligen Apps gehen, um die Preise vergleichen zu können. Dann zeigt sich, dass Apple für eine Staffel der US-Serie mehr Geld verlangt als Netflix für zwei Monate Flatrate. Klasse dagegen: Siri erlaubt auch Nachfassen. Fragt man etwa „Welche James-Bond-Filme gibt es?“, kann man im nächsten Schritt mit „Welcher ist der neuste?“ die Suche eingrenzen. Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Apps klappt mit Siri, sie gibt zudem auf Wunsch zusätzlich Infos wie das aktuelle Wetter durch. Darüber hinaus ist Siri ziemlich blind: Sie findet nichts bei YouTube und anderen Videodiensten, nichts in Mediatheken und auch keine Musik aus der iTunes-Bibliothek. Und sie steht häufiger mal auf dem Schlauch und gibt enttäuschende Antworten wie „Ich kann nichts im Internet suchen“. Am meisten stört jedoch, dass Siri nicht quer über alle Apps vom Apple TV funktioniert, da hätte man von Apple eine konsistentere Funktion erwartet.

Bild ruckelig und unscharf


Ähnlich zwiespältig fielen im Test auch die Urteile zur Bildqualität aus: Grundsätzlich beherrscht das Apple TV die Full-HD-Wiedergabe (1080p). Dementsprechend brillant sehen Filme aus dem iTunes Store oder von Netflix aus. Full-HD-Videos von YouTube dagegen zeigt das Apple TV nicht in voller Auflösung. Auch per AirPlay übertragene Filme und Fotos vom iPhone verlieren auf dem Weg über das Apple TV auf den Fernseher sichtbar an Schärfe. Und je nach Film-Material produziert Apple TV heftige Ruckler. Betroffen sind alle Videos, die mit 50 Bildern pro Sekunde aufgenommen wurden. Dazu zählen etwa Beiträge aus den Mediatheken. Man kann das teils heftige Stottern zwar abstellen, in dem man die Bildausgabe vom Apple TV im Menü von „Auto“ oder „60Hz“ auf „50Hz“ umstellt, müsste das aber je nach Film stets aufs Neue anpassen.

Apple TV ist endlich spieletauglich


Apples iOS ist eine der beliebtesten Spiele-Plattformen und setzt jedes Jahr Milliarden US-Dollar für den Konzern um. Unverständlich, warum es bis ins Jahr 2015 gedauert hat, bis Apple TV eine Gaming-Funktion spendiert bekam. Während der Keynote fielen bekannte Namen wie „Rayman“ oder „Guitar Hero“, Apple zeigte zudem ein Sport-Spiel, das stark an Nintendos Wii Sports erinnerte und sich durch Fuchteln mit der Fernbedienung steuern lässt. Möglich soll das flüssige Spielen der verbaute A8-Chip machen.

» Apple TV: Spiele für die Set-Top-Box

Eigener Streaming-Dienst für Apple TV in Planung


In einem Interview mit Bloomberg TV verriet Les Moonves, Kopf des US-amerikanischen TV-Konzerns CBS, dass es bereits Verhandlungen mit Apple über Inhalte für einen eigenen Streaming-Dienst gebe. „Wir hatten bereits solche Gespräche, auch mit anderen Anbietern. Ich denke, dass da noch etwas passieren wird – allerdings weiß ich nicht, wann“, so Moonves wörtlich. Gerüchten nach soll es 2016 so weit sein. Apple plant demnach, seinen Kunden 25 bis 30 Sender für knapp 40 US-Dollar (etwa 35 Euro) im Monat anzubieten. CBS besitzt unter anderem die Rechte an Kult-Serien wie „The Big Bang Theory“ oder die Krimiserie „CSI“. Ob und wann aber solch ein Dienst auch in Deutschland startet, ist völlig offen.

Fazit: Apple TV 4


Apple verpasst Apple TV endlich die Frischzellen-Kur, die schon lange überfällig ist: Die Oberfläche wirkt aufgeräumt und lässt sich flott bedienen, endlich gibt es nachladbare Apps und Spiele. Die Sprachsteuerung ist nett, aber leider im Wesentlichen auf iTunes und Netflix beschränkt. So revolutionär wie uns Apple-Chef Tim Cook das neue Apple TV verkaufen will, ist es daher bei Weitem nicht – denn einen sehr ähnlichen Funktionsumfang bieten andere Streaming-Boxen oder Smart-TVs schon länger. Das neue Apple TV 4 hat zwar viel internen Speicher und eine gute Filmauswahl bei iTunes. Der saftige Preis von 179 beziehungsweise 229 Euro ist dafür aber zu hoch. Außerdem sollte Apple die Kinderkrankheiten wie ruckelnde Videos und unscharfe Fotos schleunigst kurieren.