Viele Abgasskandale, diverse Rückrufaktionen, undurchschaubare Zulassungsverbote, drohendes Fahrverbot – die schlechten Nachrichten rund um Dieselautos reißen nicht ab und die Skepsis der Autofahrer wächst von Tag zu Tag. Zwar haben die deutschen Autohersteller beim Dieselgipfel am 2. August zugesagt, Dieselfahrzeuge mit Euro-Norm 5 und 6 mit einem kostenlosen Software-Update sauberer zu machen, die wirkungsvollere Hardware-Nachrüstung wurde jedoch genauso ausgeschlossen wie eine Aufwertung älterer Fahrzeuge mit Euro-Norm 3 oder 4.

Doch wird das ausreichen, um den Schadstoffausstoß langfristig zu reduzieren? Wer einen Diesel fährt oder plant, einen Diesel zu kaufen, den treiben trotz des Dieselgipfels derzeit viele Fragen um: Solltest Du Deinen Diesel am besten so schnell wie möglich verkaufen? Lohnt es sich überhaupt noch, einen Diesel zu kaufen? Oder vielleicht sogar gerade jetzt, wo die Preise in den Keller gehen?

Diesel und Umwelt – die Fakten

Fahrverbot in Sicht!? Lohnt sich jetzt ein Diesel? (Dieselgipfel Prämien)

Im Jahr 2015 löste der VW-Skandal die Dieseldebatte aus. Damals war aufgeflogen, dass der Autohersteller die Abgasreinigungswerte seiner neuen Dieselfahrzeuge manipuliert hatte: Tatsächlich stießen die Dieselfahrzeuge mehr Dreck in die Luft, als von VW behauptet worden war. Betrugssoftware und Abschaltautomatik waren die Stichworte, die fortan durch die Medien geisterten und den Blick auf den Diesel und seine Schattenseiten richteten. Ähnliche Praktiken bei anderen Herstellern wurden nach und nach ebenfalls aufgedeckt, sodass die Diskussion immer weiter aufkochte. Doch sind Diesel tatsächlich Dreckschleudern?

Wie umweltschädlich Dieselmotoren tatsächlich sind, ist selbst unter Experten umstritten. Einerseits erzeugt Diesel beim Verbrennen mehr Kohlendioxid pro Liter als Benzin, andererseits gilt Diesel als effizienter und energiereicher, weshalb Dieselautos auch weniger Sprit verbrauchen. Da der Schadstoffausstoß vom Verbrauch abhängt, produziert ein Diesel auf der gleichen Strecke ca. 15% weniger CO2 als ein Benziner. Doch die Kehrseite der Medaille sind die vielen Stickoxide (NOx), die im Dieselmotor zusätzlich entstehen. Dabei können Stickoxide zu Schleimhautreizungen, Husten, Atembeschwerden, Augenreizungen und Beeinträchtigungen von Herz, Kreislauf und Lunge führen.

Vor allem Großstädte haben mit hohen Stickoxid-Werten zu kämpfen. Die Deutsche Umwelthilfe klagte in Stuttgart und gewann, denn in Stuttgart werden die zulässigen Höchstwerte seit Jahren oft um das Doppelte überschritten. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht stimmte im Juli 2017 einem Fahrverbot ab 2018 für ältere Dieselautos zu, die nicht die Euro-Norm 6 erfüllen, damit die geforderten Grenzwerte in Stuttgart wieder eingehalten werden können. Eine Nachrüstung der Fahrzeuge hielt das Gericht für nicht ausreichend. Zwar ist das Stuttgarter Diesel-Urteil noch nicht rechtskräftig, es setzt aber ein deutliches Signal.

Software-Updates, Nachrüstung und neues Prüfverfahren

Auch wenn das Stuttgarter Gericht die Wirksamkeit anzweifelt, wurde das Software-Update älterer Diesel-Fahrzeuge auf dem Dieselgipfel von den deutschen Autobauern BMW, Daimler, Opel und Volkswagen als Lösung des Problems präsentiert. Mit einem Software-Update soll laut Automobilherstellern der NOx-Ausstoß um durchschnittlich ca. 25–30% gesenkt werden können.

Als weitere technische Möglichkeit käme eine Hardware-Nachrüstung infrage. Dabei würde nachträglich eine sogenannte SRC-Anlage (SRC = selektive katalytische Reduktion) eingebaut werden, was ca. 1500€ pro Fahrzeug kosten würde. Eine entsprechende Nachrüstung hat die deutsche Automobilindustrie auf dem Dieselgipfel allerdings ausgeschlossen, man wolle sich lieber auf die Entwicklung neuer Modelle konzentrieren.

Fahrverbot in Sicht!? Lohnt sich jetzt ein Diesel? (Dieselgipfel Prämien)Ob das Software-Update ausreicht, um Fahrverbote auch langfristig zu verhindern, wird sich erst noch zeigen müssen. Inzwischen ist zumindest klar geworden, dass Labortests nicht mit realen Bedingungen zu vergleichen sind. Deshalb sind ab September 2017 sogenannte Stickoxid-Straßentests (RDE-Tests = Real Driving Emission) für die Zulassung neuer Modelle verpflichtend, ein Jahr später gilt das dann für alle Neuwagen, wobei für die ersten Jahre großzügige Abweichungen von den Vorgaben toleriert werden sollen.

Wie sich der Diesel-Markt derzeit entwickelt

Die zahlreichen Diskussionen um den Diesel haben die Verbraucher sichtlich verunsichert. Bei den Neuzulassungen ist der Anteil der Dieselfahrzeuge in Deutschland deutlich gesunken und er sinkt immer weiter. Auch bei Gebrauchtwagen macht sich der Trend bemerkbar. Immer mehr Diesel-Fahrzeuge sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu haben – und deshalb zu immer günstigeren Preisen. Wer seinen Diesel loswerden will, muss derzeit mit niedrigen Ankaufspreisen rechnen. Wer hingegen einen Diesel kaufen will, kann günstige Schnäppchen machen.

Während sich Volvo klar vom Diesel abwenden will und auch Porsche zumindest für die Zukunft darüber nachdenkt, setzen z. B. VW und Mercedes weiter auf Diesel-Fahrzeuge, wollen aber verstärkt in alternative Antriebe investieren. Um das angeschlagene Image wieder aufzupolieren, kündigte Daimler bereits im Juli eine freiwillige Rückrufaktion an, wobei Dieselbesitzer nahezu alle Daimler-Modelle mit Euro 5 und Euro 6 kostenlos per Software-Update nachrüsten lassen können, damit die Stickoxidwerte eingehalten werden können. Beim Dieselgipfel sagten nun auch weitere deutsche Hersteller ein kostenloses Software-Update für Euro 5 und 6 zu. Etwa 5,3 Millionen Fahrzeuge werden deutschlandweit davon betroffen sein.

Insgesamt muss der Diesel der Zukunft deutlich sauberer werden, denn ab 2021 darf der durchschnittliche Flottenausstoß eines Herstellers über alle Modelle hinweg nicht mehr als 95 CO2/km betragen.

Allgemeiner Kostenvergleich Diesel vs. Benziner

Fahrverbot in Sicht!? Lohnt sich jetzt ein Diesel? (Dieselgipfel Prämien)Rund 18 Cent weniger Energiesteuer pro Liter zahlt man an der Tankstelle für Diesel im Gegensatz zu Benzin. Dafür fallen deutlich höhere KFZ-Steuern beim Diesel an. Zusätzlich muss beachtet werden, dass ein Diesel im Vergleich zu einem Benziner als Neuwagen in der Regel teurer ist, dass für Diesel-Fahrzeuge oft höhere Versicherungsprämien zu zahlen und die Inspektions- und Ölwechselintervalle meistens kürzer sind. Ein genauer Vergleich verschiedener Fahrzeuge lohnt sich also immer. Wer allerdings viele Kilometer im Jahr fährt, als Faustregel gelten 20.000 km pro Jahr, für den rechnete sich ein Diesel bisher in der Regel trotzdem.

Dieselgipfel-Prämien als Anreiz für den Kauf von Neufahrzeugen

Wie zu erwarten, wurden auf dem Dieselgipfel nicht nur Software-Updates versprochen. Da Opel> gerade erst durch den französischen PSA-Konzern übernommen wurde, konnte der Hersteller auf dem Dieselgipfel noch kein Angebot machen. Mehre Autohersteller kündigten auch Rabattaktionen an:

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Volkswagen

Aus der Sicht des Geldes gibt es bei VW am meisten heraus zu holen. Dabei spielt es aber eine Rolle für welches Model es man sich letztendlich entscheidet. Die Voraussetzung ist die Verschrottung des alten Dieselfahrzeugs, die aktuell Euro 1 bis Euro 4 haben.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • up!: 2.000 Euro
  • Polo: 3.000 Euro
  • Golf, Tiguan und Beetle: 5.000 Euro
  • Touran: 6.000 Euro
  • Passat, Arteon und Sharan: 8.000 Euro
  • Touareg: 10.000 Euro

Zusätzlich gibt es bei VW eine „Zukunftsprämie” auf diese Antriebsarten:

  • Erdgas: 1.000 Euro
  • Hybrid: 1.785 Euro
  • Elektro: 2.380 Euro

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Škoda

Bei Škoda bekommt man die Umweltprämie für folgende Modelle – auch hier ist die Voraussetzung, dass man alte Dieselfahrzeuge mit Euro 1 bis Euro 4 verschrottet.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • Citigo: 1.750 Euro
  • Fabia: 3.000 Euro
  • Rapid: 3.500 Euro
  • Yeti: 4.000 Euro
  • Oktavia und Superb: 5.000 Euro

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Seat

Bei der VW-Tochter Seat gibt es folgende Rabatte und hier verlangt man, dass die alten Dieselfahrzeuge mit Euro 1 bis Euro 4 verschrottet werden.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • Mii: 1.750 Euro
  • Ibiza: 3.000 Euro
  • Leon und Toledo: 5.000 Euro
  • Alhambra: 8.000 Euro

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Audi

Bei Audi biete man ebenfalls satte Rabatte auf Neuwagen und obendrauf verdoppelt Audi den Herstelleranteil vom staatlichen festgelegten Umweltbonus (1.500 Euro). Dafür müssen auch hier die alten Dieselautos mit Euro 1 bis Euro 4 verschrottet werden.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • A1 und Q2: 3.000 Euro
  • A3, Q3 und TT: 5.000 Euro
  • Q5: 6.000 Euro
  • A4 und A5: 8.500 Euro
  • A6, A7, Q7 und A8: 10.000 Euro

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Ford

Bei Ford wird die Prämie ebenfalls je nach Fahrzeugmodellen gestaffelt, auch hier ist dafür die Verschrotten des alten Dieselfahrzeugs mit Euro 1 bis Euro 3 nötig.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • KA+: 1.750 Euro
  • Fiesta und Tourneo Courier: 4.000 Euro
  • Tourneo Connect: 4.500 Euro
  • Focus und EcoSport: 5.000 Euro
  • B-MAX und C-MAX: 5.500 Euro
  • Grand C-MAX: 6.000 Euro
  • Kuga: 6.500 Euro
  • Mondeo, S-MAX und Galaxy: 7.000 Euro
  • Edge und Mondeo Hybrid: 8.000 Euro

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Daimler

Auch bei den Daimler-Marken Mercedes-Benz und Smart gibt es eine Prämie. Voraussetzung: Inzahlungnahme des alten Diesels (Euro 1 bis 4) durch Daimler. Bei Fahrzeugen mit Euro 1 und Euro 3 wird euch zusätzlich ein Wertausgleich erstattet.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • Auf alle Mercedes-Modelle: 2.000 Euro
  • Smart Electric Drive: 1.000 Euro

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BMW

Bei BMW fördert man aktuell „nur“ den Umstieg auf alternativen Antrieb wie z.B. Elektro und Hybrid – aber auch neue Diesel mit Euro 6 mit 2000€ Bonus. Dafür muss der alte Diesel (Euro 1 bis Euro 4) bei BMW in Zahlung genommen werden.

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Renault

Auch bei Renault richtet sich der Bonus nach dem Neufahrzeug, auch hier soll das alte Fahrzeug (Diesel mit Euro 1 bis Euro 4) durch Renault in Zahlung genommen werden.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • Twingo: 2.000 Euro
  • Clio: 2.500 Euro
  • Kangoo: 3.000 Euro
  • Captur: 3.500 Euro
  • Koleos, Kadjar, Scenic und Megane: 5.000 Euro
  • Talisman: 6.000 Euro
  • Espace: 7.000 Euro

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Toyota

Toyota bietet eine allgemeine Prämie von 2000€ beim Wechsel von Diesel auf Hybrid. Die Voraussetzung ist hier der Tausch eines Diesels mit Euro 1 bis Euro 4.

Lexus

Fahrverbot in Sicht!? Lohnt sich jetzt ein Diesel? (Dieselgipfel Prämien)Die Toyota-Tochter Lexus bietet einen Rabatt von 6000€ auf folgende Modelle mit Hybrid-Antrieb an – auch hierfür muss der alte Diesel (Euro 1 bis Euro 4) in Zahlung genommen werden.

Diese Prämien gibt es für folgende Modelle:

  • CT, IS, GS, LS, RX, NX, RC und LC

Porsche

Die VW-Tochter gewährt einen Bonus von 5000€ nur beim Kauf eines Viertürers der Modelle: Panamera, Macan und Cayenne. Hier muss das alte Dieselfahrzeug (Euro 1 bis Euro 4) verschrottet werden.

Fazit: Diesel kaufen oder verkaufen – ja oder nein?

Fahrverbot in Sicht!? Lohnt sich jetzt ein Diesel? (Dieselgipfel Prämien)Der ADAC riet im Juli, sich derzeit in Geduld zu üben. Wer über einen Neuwagenkauf nachdenkt und mit einem Diesel liebäugelt, der sollte auf die Modelle im Herbst 2017 warten, die bereits die Euro-Norm 6D erfüllen. An dieser Empfehlung wird sich vermutlich auch nach dem Dieselgipfel nichts ändern.

Vom Kauf eines gebrauchten Diesels ist derzeit eher abzuraten, bevor nicht klar ist, ob mit Software-Updates ein Fahrverbot verhindert werden kann, welche Städte oder Regionen überhaupt von einem Fahrverbot betroffen sein und welche Entscheidungen die Gerichte in naher Zukunft treffen werden. Auf der anderen Seite ist das letzte Wort zum Fahrverbot noch nicht gesprochen, sodass auch von einem vorschnellen Verkauf unter Wert von vorhandenen Dieselfahrzeugen abgeraten werden kann, vor allem wenn sie als Euro-Norm 5 und 6 ein Software-Update erhalten können. Aber selbst dann, wenn der Diesel älteren Datums ist, sollte auf einen Blitzverkauf zum Dumpingpreis vorerst lieber verzichtet werden.

Wer regelmäßig viele Kilometer pendelt, für den wird sich der Kauf eines modernen Diesels vermutlich auch weiterhin lohnen, trotz schlechterem Wiederverkaufswert und zweifelhafter Sauberkeit von Euro-Norm 6. Wer Fahrverbote auch in Zukunft um jeden Preis umgehen möchte, sollte sich allerdings lieber nach einer anderen Antriebsart umschauen. Von einem großen, schweren Diesel-SUV auf einen kleinen, verbrauchsarmen Benziner, ein Elektroauto oder einen Hybrid umzusteigen, wäre da zum Beispiel eine mögliche Alternative. Mit den angekündigten Prämien lassen sich beim Neuwagenkauf dabei zusätzlich noch einige Euro sparen.

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